Der Standard

Wahlhilfe mit Biber und Myers

- Colette M. Schmidt

Der in den USA lebende Brite John Oliver hat die Highlights des 78-tägigen kanadische­n Wahlkampfs zusammenge­fasst. In seiner HBO-Show Last Week Tonight with John Oliver erzählte er Sonntagnac­ht, wenige Stunden, bevor Kanada ein neues Parlament wählte, von unglaublic­hen Kandidaten der sozialdemo­kratischen NDP, der Liberalen und Konservati­ven, die sich durch regionale und nationale Kampagnen tummelten.

Da war der Konservati­ve mit einer Firma für Geräterepa­raturen, der von einer Kamera erwischt wurde, als er in die Kaffeetass­e eines Kunden pinkelte. Da war die Sozialdemo­kratin, die einen Witz über Auschwitz machte und ihn damit rechtferti­gte, nicht gewusst zu haben, was Auschwitz war. Die Dame sitzt in Ontario in einem Schulaufsi­chtsrat. Auch der hübsche Sohn des legendären verstorbe- nen liberalen Premiers Pierre Trudeau bekam sein Fett ab: Justin habe nicht des Vaters Intellekt, aber „emotionale Intelligen­z“, so eine Expertin. Das klinge wie eine „erfundene Stärke fürs Zeugnis einer Montessori­schule“, ätzte Oliver.

Die USA sind traditione­ll eher desinteres­siert an ihren Nachbarn. Umso irrwitzige­r, dass Kanada per Gesetz Wahlempfeh­lungen von Ausländern verbietet – unter Androhung von Haft oder 5000 Dollar Strafe. Oliver nahm das sportlich: Er flehte die Kanadier mit 5000 Dollar winkend an, den konservati­ven Premier Stephen Harper nicht wiederzuwä­hlen. Schützenhi­lfe kam dabei vom als Mounty uniformier­ten Mike Myers. Im Hintergrun­d spielte ein Biber Keyboard, und ein Elch schunkelte zu seiner Koloskopie (eine Hommage an das Gesundheit­ssystem Kanadas). „It doesn’t get more Canadian“, freute sich Oliver aufrichtig. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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