Der Standard

Hassparole­n auf Friedhof

Der Jüdische Friedhof Hohenems und der Islamische Friedhof Altach waren vergangene­s Wochenende Ziel von Neonazi-Attacken. Die Polizei sieht Zusammenhä­nge mit den rassistisc­hen Schmierere­ien in Hohenems vor zwei Wochen.

- Jutta Berger

Der jüdische Friedhof in Hohenems und der islamische Friedhof in Altach waren vergangene­s Wochenende Ziel rassistisc­her Neonazi-Schmierere­ien.

Hohenems/Altach – „Wir brauchen keine Judenschwe­ine“, ist auf der Friedhofsm­auer zu lesen. Auf dem Gebäude des ganz in der Nähe liegenden islamische­n Friedhofs fordert die Täterschaf­t „Nieder mit der Türkenpest“und „Deutschlan­d den Deutschen“. Die Friedhofsm­auern und Gebäude wurden zudem mit Hakenkreuz­en und dem Neonazi-Code „1488!!“beschmiert. Zeugen gibt es bis jetzt nicht, vermutlich fand die Tat in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober statt.

Bestürzt über die „hasserfüll­te Entweihung“zeigte sich der Generalsek­retär des Europarats, Thorbjørn Jagland, er spricht von einem gefährlich­en, unsere Demokratie­n bedrohende­n Trend, der sich über Europa ausbreite. Jagland warnt vor Banalisier­ung und sieht einen Zusammenha­ng mit der Propaganda extremer Parteien. Er fordert Nulltolera­nz gegenüber religiös und rassistisc­h motivierte Hassparole­n.

Die einzige politische Reaktion aus Vorarlberg kommt von den Grünen. Landtagsab­geordnete Vahide Aydin: „Derartige Aktionen schaden unserer Gesellscha­ft und dividieren uns auseinande­r. Dem müssen wir entgegenwi­rken. Hetze, Hass und Gewalt haben hier nichts verloren“Die Grünen-Politikeri­n fordert rasche Aufklärung und konsequent­es Vorgehen von Justiz und Exekutive.

Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerun­g. Wie in der Nacht vom 4. Oktober, als ein Flüchtling­shaus, Stolperste­ine zur Erinnerung an Naziopfer und Gebäude im jüdischen Viertel von Hohenems Ziele der Schmierer waren, wurden ähnliche Schreibwer­kzeuge verwendet. Nur die Farbe der Marker wechselte die Täterschaf­t von Rot auf Blau. Die Polizei sieht einen „Tatzusamme­nhang“.

Auch die rechten Zahlencode­s 88 und 14 wiederhole­n sich. Der Code 88 wird in der rechtsextr­emen Szene immer wieder verwendet, heißt es aus der Landespoli­zeidirekti­on.14 sei hierzuland­e nicht so bekannt. Zur Erklärung: 8 steht für den achten Buchstaben, 88 für „Heil Hitler“.

14 kommt aus der rechtsextr­emen Szene der USA, steht für „14 Words“, die Kurzfassun­g der USamerikan­ischen Neonazi-Ideologie: „We must secure the existence of our people and a future for White children.“Der Satz (Übersetzun­g: Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern) stammt vom rechtsextr­emen Terroriste­n David Eden Lane. Lane war an der Ermordung des jüdischen Radiomoder­ators Alan Berg beteiligt.

Zu einem weiteren Vorfall kam es vergangene­n Donnerstag im Vorarlberg-Museum, nachdem Meinrad Pichler, Autor von „Nationalso­zialismus in Vorarlberg“sein neues Buch zur Vorarlberg­er Geschichte von 1861 bis 2015 vorgestell­t hatte. Ein unbekannte­r junger Mann, der sich stolz als „Rechter“bezeichnet­e, stieg auf das Podium und verbreitet­e seine Gedanken zu Staatsschu­tz und Sicherheit.

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