Der Standard

Familiensy­node: Störmanöve­r gegen den Papst

Konservati­ve Kreise versuchen die Autorität des Kirchenobe­rhaupts zu untergrabe­n

- Dominik Straub aus Rom Corriere della

Die Familiensy­node befindet sich gerade bei Halbzeit – und die Stimmung im Vatikan ist nicht die beste. Papst Franziskus entschuldi­gte sich am Mittwoch für die jüngsten Skandale. Welche er meinte, verriet er nicht. Doch man kann getrost davon ausgehen, dass er nicht zuletzt auch an die Störmanöve­r dachte, welche konservati­ve Kardinäle gegen ihn und die Synode organisier­t haben.

Vor wenigen Tagen ist der italienisc­hen Zeitschrif­t L’Espresso ein Brief zugespielt worden, in welchem sich angeblich 13 konservati­ve Kardinäle beim Papst darüber beschweren, dass er mit der Formulieru­ng des Arbeitspap­iers für die Synode sowie mit der Zusammense­tzung der wichtigen Kommission­en die Weltbischo­fsversamml­ung auf eine Weise vorgespurt habe, dass bezüglich der Sakramente für wiederverh­eiratete Geschieden­e und des Umgangs mit Homosexuel­len nichts anderes als eine Liberalisi­erung daraus resultiere­n könne. Oder etwas direkter formuliert: Der Papst inszeniere mit der Synode eine Farce.

Post in Zeitung „skandalös“

Wer der Zeitschrif­t den Brief zugespielt hat, ist nicht bekannt. Vier der Kardinäle haben außerdem dementiert, das Schreiben je gesehen zu haben. Fest steht aber, dass der Brief existiert. Der Präfekt der Glaubensko­ngregation, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bezeichnet­e es als „skandalös“, dass erneut interne Post den Weg an die Öffentlich­keit gefunden habe. „Wir stehen vor einem neuen Vatileaks“, sagte er.

Die Frage ist nun, wer in der Kurie für das Leck verantwort­lich ist. „Es gibt keinen neuen Skandal um heimlich weitergere­ichte Doku- mente, aber es soll der Eindruck erweckt werden, es gebe einen solchen“, zitierte der Sera einen Papst-Vertrauten. Die Vorgänge seien „alarmieren­d“, so die Zeitung. Reformgegn­er versuchten, ein nicht der Realität entspreche­ndes Bild von Chaos und Streit zu zeichnen. Damit wollten sie „nicht nur die Synode, sondern gleich das ganze bisherige Pontifikat des Papstes desavouier­en“.

Derweil gehen die Diskussion­en an der Synode in die heiße Phase. Bezüglich der Sakramente für die wiederverh­eirateten Geschieden­en scheinen die Fronten verhärtet. Es gibt aber einen Kompromiss­vorschlag: Einige Synodenvät­er fordern, keine allgemeing­ültige Regelung zu treffen, sondern Bischöfen zu ermögliche­n, den gesellscha­ftlichen Gegebenhei­ten in ihren Bistümern ein Stück weit Rechnung zu tragen.

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