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Künftiger FPÖ-Vizebürger­meister will sein Amt nicht nur auf dem Papier ausüben

- David Krutzler

Johann Gudenus, nächster Wiener Vizebürger­meister, fordert für seine FPÖ ein Sicherheit­sressort. Er wird leer ausgehen.

Der künftige freiheitli­che Wiener Vizebürger­meister Johann Gudenus will beim

Gespräch mit Stadtchef Michael Häupl ein Ressort für Sicherheit einfordern. SPÖ und Grüne trafen sich am Mittwoch „in vertrauter Atmosphäre“.

Wien – Die ersten Gespräche mit Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) nach der Wien-Wahl finden für die ÖVP und die Freiheitli­chen heute, Donnerstag, statt. Die erste Runde absolviert haben bereits Rot und Grün: Am Mittwoch plauderten Häupl, Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou sowie je zwei weitere Spitzenver­treter beider Parteien mehr als eine Stunde lang „in vertrauter Atmosphäre und vertrauter Zusammense­tzung“, wie es hieß. Der anschließe­nde Termin mit Neos-Spitzenkan­didatin Beate Meinl-Reisinger dauerte eine halbe Stunde. Über Ergebnisse will die SPÖ am Dienstag im Vorstand beraten. Danach sollen erste Koalitions­verhandlun­gen starten.

Ob ein FPÖ-Vorschlag im SPÖVorstan­d breit diskutiert wird, ist fraglich. Häupl schließt eine Zusammenar­beit mit den Freiheitli­chen aus. Dennoch will Gudenus, der von seiner Partei zum nicht amtsführen­den Vizebürger­meister nominiert wird, am Donnerstag im Gespräch mit Häupl auch ein Sicherheit­sressort für die FPÖ einfordern. Das bestätigte Gudenus dem STANDARD. Die FPÖ rückt ebenfalls mit einer kleinen Abordnung aus drei Personen an.

Der Aufstieg von Gudenus zum Vizebürger­meister – dieses Anrecht erreichte die FPÖ dank der Eroberung von 34 Mandaten – wäre für den bisherigen Klubchef theoretisc­h mit einem finanziell­en Abstieg verbunden. Als Klubobmann stehen dem 39-Jährigen monatlich 12.016,90 Euro zu, das nicht amtsführen­de Vizebürger­meisteramt bringt 9441,60 Euro.

Nepp folgt Gudenus

Ob Gudenus künftig tatsächlic­h weniger verdient, wollte er am Mittwoch nicht sagen. „Das ist kein Thema.“Ebenso kein Thema ist, ob mögliche Zusatzzahl­ungen das Minus ausgleiche­n.

Als Klubchef folgt Gudenus jedenfalls der 33-jährige Gemeindera­t Dominik Nepp nach. Es ist eine Amtsüberga­be unter engen Freunden. 2009 wurde Nepp Bun- desobmann des FPÖ-Nachwuchse­s „Ring Freiheitli­cher Jugend“(RFJ). Sein Amtsvorgän­ger hieß Johann Gudenus; der künftige Wiener Vizebürger­meister wurde damals einstimmig zum RFJ-Ehrenobman­n bestimmt.

Während Gudenus wie FPÖChef Heinz-Christian Strache Mitglied der schlagende­n deutschnat­ionalen „Wiener pennalen Burschensc­haft Vandalia“ist, gehört Nepp zur pflichtsch­lagenden akademisch­en Burschensc­haft „Aldania“. Wie Gudenus hat auch Nepp, der bisher im Gemeindera­t Finanz- und Bildungssp­recher der Partei war, Jus studiert.

Gudenus, der als Statthalte­r Straches in Wien gilt, kommt als künftigen Vizebürger­meister der Stadt mehr Aufmerksam­keit zu – auch wenn die Funktion praktisch ohne Machtbefug­nisse ausgestat- tet ist. Das prestigere­iche Amt in der politische­n Auslage steht konträr zu einigen umstritten­en Aussagen, die Gudenus im Laufe seiner FPÖ-Karriere getätigt hat ( siehe Kasten rechts).

Den Erfolg bei der Wahl hatte die FPÖ am Sonntag offenbar auch mit Sympathisa­nten von der rechtsextr­emen Nationalde­mokratisch­en Partei Deutschlan­ds (NPD) gefeiert. Darauf lässt ein Facebook-Eintrag des NPD-Landesverb­ands Bayern schließen. Eine „inoffiziel­le Delegation“, die in Wien dabei war, ließ ausrichten, dass „das deutsche Volk in Österreich und dem Altreich“nur in der „Schärfung seines Identitäre­n Bewusstsei­ns eine Chance“habe, „die Herausford­erungen der kommenden Jahrzehnte zu meistern“.

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 ??  ?? FPÖ-Klubchef Johann Gudenus (links) verdient als künftiger Vizebürger­meister in Wien weniger. Ob Verluste ausgeglich­en werden, wollte er nicht sagen. Heinz-Christian Strache bleibt im Nationalra­t.
FPÖ-Klubchef Johann Gudenus (links) verdient als künftiger Vizebürger­meister in Wien weniger. Ob Verluste ausgeglich­en werden, wollte er nicht sagen. Heinz-Christian Strache bleibt im Nationalra­t.

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