Kopf des Tages
Künftiger FPÖ-Vizebürgermeister will sein Amt nicht nur auf dem Papier ausüben
Johann Gudenus, nächster Wiener Vizebürgermeister, fordert für seine FPÖ ein Sicherheitsressort. Er wird leer ausgehen.
Der künftige freiheitliche Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus will beim
Gespräch mit Stadtchef Michael Häupl ein Ressort für Sicherheit einfordern. SPÖ und Grüne trafen sich am Mittwoch „in vertrauter Atmosphäre“.
Wien – Die ersten Gespräche mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) nach der Wien-Wahl finden für die ÖVP und die Freiheitlichen heute, Donnerstag, statt. Die erste Runde absolviert haben bereits Rot und Grün: Am Mittwoch plauderten Häupl, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sowie je zwei weitere Spitzenvertreter beider Parteien mehr als eine Stunde lang „in vertrauter Atmosphäre und vertrauter Zusammensetzung“, wie es hieß. Der anschließende Termin mit Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger dauerte eine halbe Stunde. Über Ergebnisse will die SPÖ am Dienstag im Vorstand beraten. Danach sollen erste Koalitionsverhandlungen starten.
Ob ein FPÖ-Vorschlag im SPÖVorstand breit diskutiert wird, ist fraglich. Häupl schließt eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen aus. Dennoch will Gudenus, der von seiner Partei zum nicht amtsführenden Vizebürgermeister nominiert wird, am Donnerstag im Gespräch mit Häupl auch ein Sicherheitsressort für die FPÖ einfordern. Das bestätigte Gudenus dem STANDARD. Die FPÖ rückt ebenfalls mit einer kleinen Abordnung aus drei Personen an.
Der Aufstieg von Gudenus zum Vizebürgermeister – dieses Anrecht erreichte die FPÖ dank der Eroberung von 34 Mandaten – wäre für den bisherigen Klubchef theoretisch mit einem finanziellen Abstieg verbunden. Als Klubobmann stehen dem 39-Jährigen monatlich 12.016,90 Euro zu, das nicht amtsführende Vizebürgermeisteramt bringt 9441,60 Euro.
Nepp folgt Gudenus
Ob Gudenus künftig tatsächlich weniger verdient, wollte er am Mittwoch nicht sagen. „Das ist kein Thema.“Ebenso kein Thema ist, ob mögliche Zusatzzahlungen das Minus ausgleichen.
Als Klubchef folgt Gudenus jedenfalls der 33-jährige Gemeinderat Dominik Nepp nach. Es ist eine Amtsübergabe unter engen Freunden. 2009 wurde Nepp Bun- desobmann des FPÖ-Nachwuchses „Ring Freiheitlicher Jugend“(RFJ). Sein Amtsvorgänger hieß Johann Gudenus; der künftige Wiener Vizebürgermeister wurde damals einstimmig zum RFJ-Ehrenobmann bestimmt.
Während Gudenus wie FPÖChef Heinz-Christian Strache Mitglied der schlagenden deutschnationalen „Wiener pennalen Burschenschaft Vandalia“ist, gehört Nepp zur pflichtschlagenden akademischen Burschenschaft „Aldania“. Wie Gudenus hat auch Nepp, der bisher im Gemeinderat Finanz- und Bildungssprecher der Partei war, Jus studiert.
Gudenus, der als Statthalter Straches in Wien gilt, kommt als künftigen Vizebürgermeister der Stadt mehr Aufmerksamkeit zu – auch wenn die Funktion praktisch ohne Machtbefugnisse ausgestat- tet ist. Das prestigereiche Amt in der politischen Auslage steht konträr zu einigen umstrittenen Aussagen, die Gudenus im Laufe seiner FPÖ-Karriere getätigt hat ( siehe Kasten rechts).
Den Erfolg bei der Wahl hatte die FPÖ am Sonntag offenbar auch mit Sympathisanten von der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) gefeiert. Darauf lässt ein Facebook-Eintrag des NPD-Landesverbands Bayern schließen. Eine „inoffizielle Delegation“, die in Wien dabei war, ließ ausrichten, dass „das deutsche Volk in Österreich und dem Altreich“nur in der „Schärfung seines Identitären Bewusstseins eine Chance“habe, „die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte zu meistern“.