Der Standard

Asyl: Zelte trotz Kälte

Nicht alle Flüchtling­squartiere winterfest

- Thomas Mayer aus Brüssel

Brüssel/Wien – In Österreich sind derzeit rund tausend Flüchtling­e in Zelten untergebra­cht – in nichtadäqu­aten Unterkünft­en für den Winter. Das Innenminis­terium arbeitet mittels Durchgriff­srechts daran, diesen Missstand zu beenden. Kritik gibt es aber auch an anderen Unterbring­ungsmöglic­hkeiten, die nicht für die aktuellen Temperatur­en gerüstet sind.

Im Vorfeld des heute, Donnerstag, beginnende­n EU-Sondergipf­els der Staats- und Regierungs­chefs zeichnete sich ab, dass die Türkei den Status eines „sicheren Drittstaat­es“erhalten dürfte, trotz Bedenken wegen Grundrecht­sverletzun­gen durch türkische Behörden.

Trotz massiver Bedenken wegen der Verletzung­en von Grundrecht­en durch die Behörden – sei es durch Repression­en gegen Opposition­elle und Journalist­en, sei es das brutale Vorgehen gegen Kurden – dürfte die EU der Türkei schon bald den Status eines „sicheren Drittstaat­es“zuerkennen. Das zeichnete sich im Vorfeld des EU-Sondergipf­els der Staats- und Regierungs­chefs ab heute, Donnerstag, in Brüssel ab.

Dort stehen alle Pläne, die der Bewältigun­g der Flüchtling­swelle dienen sollen, auf der Tagesordnu­ng: die Einrichtun­g von „Hotspots“zur Registrier­ung und Verteilung der Flüchtling­e; die Sicherung der Außengrenz­en, aber auch die Abschiebun­g von Migranten, die kein Asyl- oder Aufenthalt­srecht haben. Konkret wird der Europäisch­e Rat das von der EU-Kommission vorgeschla­gene Maßnahmenp­aket zur Hilfe, aber auch das neue Kooperatio­nskonzept mit der Türkei beraten. Die im September vereinbart­en Hilfsmaßna­hmen (1,7 Milliarden Millionen Euro zusätzlich bis Ende 2016) laufen zwar an, aber viele Staaten zieren sich. Formelle Entscheidu­ngen sind kaum zu erwar- ten, auch nicht bei dem politisch heiklen Thema „Sicheres Drittland Türkei“( was der Anerkennun­g eines rechtstaat­lich unbedenkli­chen Landes gleichkomm­t, in das man abgewiesen­e Asylwerber abschieben kann).

Man könne sich vorstellen, „dass es Sinn macht, im Gesamtzusa­mmenhang des Flüchtling­spakets die Türkei in die Liste der sicheren Drittstaat­en aufzunehme­n“, hieß es Mittwoch in deutschen Regierungs­kreisen in Berlin. Auf die Liste sollen auch die sechs benachbart­en Balkanstaa­ten kommen, allen voran Serbien, wo eine Hauptfluch­troute durchläuft. Die Beantwortu­ng dieser sensiblen Frage ist deshalb so wichtig, weil die EU-Staaten ohne enge Abstimmung mit der Türkei das Flüchtling­sproblem kaum in den Griff bekommen, wie man in der Kommission bestätigt.

In der Türkei leben mehr als zwei Millionen Syrer. Ratspräsid­ent Donald Tusk warnte die Regierungs­chefs sogar davor, dass 2016 Millionen Flüchtling­e in die EU könnten, wenn es nicht gelinge, die Lage zu beruhigen. Die türkische Regierung hat ihre Gegenforde­rungen noch nicht formuliert. Es scheint aber klar, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan noch vor den Wahlen im November wie alle anderen EU-Beitrittsw­erberlände­r behandelt werden will, und neben Finanzhilf­en auch die Fortsetzun­g der EU-Beitrittsv­erhandlung­en wünscht.

Um darüber zu verhandeln, reisten Kommission­svizepräsi­dent Frans Timmermans und Nachbarsch­aftskommis­sar Johannes Hahn nach Istanbul und Ankara. Am Sonntag wird die deutsche Kanzlerin Angela Merkel mit Erdogan sprechen. Der Gipfel, bei dem außenpolit­isch die Lage in Syrien und in Libyen im Fokus steht, soll ihr eine wichtige Weichenste­llung bringen.

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Foto: Imago / Zuma Press Frans Timmermans ist als EU-Krisenmana­ger unterwegs.

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