Wie eine neue Einwanderungspolitik aussehen könnte
Der Ökonom Paul Collier ist selbst Nachfahre eines Einwanderers: Großvater Karl Hellenschmidt wanderte von Deutschland nach England aus. Diese persönliche Geschichte zum Einstieg klingt fast wie eine Entschuldigung, denn der in Oxford lehrende Collier versucht sich wissenschaftlich dem zu nähern, was er als Tabu bezeichnet: Welchen Nutzen und welche Kosten bringt die weltweite Migration mit sich? Er beschäftigt sich in seinem Buch vorwiegend mit jener Gruppe, die in der gegenwärtigen politischen Diskussion als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet werden. Er stellt sich vor allem folgenden Fragen: Wie viele Einwanderer soll ein Staat in sein Land lassen? Welche Kosten sind damit verbunden? Braucht es klare Regeln und Obergrenzen? Nüchtern seziert Collier Auswirkungen auf einzelne Bereiche: Welche Folgen gibt es für aufnehmende Länder, welche für die Herkunftsstaaten und für Migranten selbst. Die sozialen Folgen sind für ihn gravierender als die wirtschaftlichen.
Für den Ökonomen, der sich seit Jahren mit ärmeren Gesellschaften beschäftigt, spielen Absorptionsmöglichkeiten eine große Rolle: wie viele Migranten ein Staat integrieren kann.
Er registriert gegenwärtig in Europa eine „politische Ökonomie der Panik“, die Ängste in der Bevölkerung hervorruft und vor allem rechtspopulistischen Parteien nützt. Er plädiert, mit wissenschaftlichen Fakten untermauernd, für eine neue Einwanderungspolitik mit einem Maßnahmenpaket, bestehend aus einer definierten Obergrenze, wie viele in Land kommen sollen, Kriterien zur Auswahl und der Bereitstellung beträchtlicher finanzieller Mittel sowie Vorgaben zur Integration. Er spricht sich auch dafür aus, dass alle, die illegal eingereist sind, einen Rechtsstatus erhalten, der ihnen erlaubt, im Land zu leben und zu arbeiten. Dieses Buch liefert nicht nur Denkanstöße, sondern konkrete politische Handlungsanleitungen. Paul Collier, „Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen“. € 23,70 / 314 Seiten. Siedler-Verlag, München 2015