Der Standard

Häupl: „Wir werden nicht trödeln können“

Noch in dieser Woche will Bürgermeis­ter Michael Häupl erste Gespräche mit den anderen vier im Rathaus vertretene­n Parteien aufnehmen. Rot- Grün wäre abgesicher­t. Darauf will sich Häupl aber nicht festlegen.

- David Krutzler Wolfgang Weisgram

Die SPÖ und die FPÖ haben doch etwas gemeinsam, wenn es nach Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl geht: Beide Parteien konnten einige ihrer Wahlziele am Sonntag nicht erreichen. „Strache wollte Bürgermeis­ter werden. Das war nix. Und wir wollten die Absolute. Das war auch nix.“

Mit einem Minus von rund fünf Prozentpun­kten bei der Gemeindera­tswahl muss sich Häupl auf die Suche nach einem neuen Koalitions­partner machen. Dank des mehrheitsf­ördernden Wahlrechts in Wien erreichte die SPÖ mit 39,5 Prozent der Stimmen vorläufig 44 Mandate. Als einzige stabil abgesicher­te Zweierkoal­ition kämen als Partner nur die Grünen in Frage. Rot-Grün II wäre (vor Auszählung der Wahlkarten) mit 53 Mandaten abgesicher­t, Rot-Schwarz käme nur auf 51 von 100.

„Ich kann addieren“, sagte Häupl am Montag nach den Sitzungen der roten Parteigrem­ien im Rathaus. Auf eine Präferenz wollte sich Häupl nicht festlegen. Es gelte aber weiterhin seine Feststellu­ng, dass er mit den Grünen lieber über Verkehrsth­emen strei- te „als mit den Schwarzen über Bildungsth­emen“. Noch diese Woche werde Häupl mit Vertretern der weiteren vier Parteien im Gemeindera­t Gespräche führen. In der danach folgenden Sitzung mit dem SPÖ-Landespart­eivorstand werde festgelegt, mit welcher Partei man in Regierungs­verhandlun­gen treten werde. „Wir werden nicht trödeln können“, sagte Häupl.

Simmering „inakzeptab­el“

Am Montag beschäftig­te sich die SPÖ aber auch mit sich selbst. Thema waren die großen SPÖVerlust­e in den Flächenbez­irken wie Simmering oder Floridsdor­f, die fast vollständi­g von der FPÖ aufgesaugt werden konnten. Der erstmalige Verlust des Bezirksvor­stehers in Simmering an die Freiheitli­chen sei eine „inakzeptab­le Situation“, sagte Häupl. Die SPÖ arbeite an der Rückerober­ung. „Spezialpro­gramme“sollen dabei helfen.

Konkret fordert Häupl von den Genossen in den Bezirken mehr direkten Kontakt mit den Bürgern. Er will „Grätzel“-Vertrauens­personen installier­en, die vor allem eines tun sollen: zuhören und bei Problemen helfen. Auf die sozialen Leistungen der Stadt müsse besser hingewiese­n werden.

Für die künftige Regierung kann sich Häupl vorstellen, die Einteilung der Geschäftsg­ruppen zu ändern. Der Wissenscha­ft dürfte etwa mehr Stellenwer­t beigemesse­n werden. Mehr als die aktuell zwölf Stadtrats-Posten soll es künftig aber nicht geben. Personalia wollte Häupl nicht kommentier­en. Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) könnte aber durch die schwachen Ergebnisse­n in den Flächenbez­irken an Einfluss verlieren.

Der Wechsel an der ÖVP-Spitze – der bisherige ÖVP-Generalsek­retär Gernot Blümel folgte am Montag Manfred Juraczka – dürfte auf die kommenden Gespräche Häupls mit den Parteienve­rtretern Auswirkung­en haben. Gibt es mit Blümel in der Asylfrage einen Rechtsruck, dürfte das die Position der Grünen noch verbessern.

Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Häupls Parteikoll­ege Hans Niessl nicht verkneifen. Dieser gratuliert­e zwar am Wahlabend artig. Tags darauf, nach dem Landespart­eivorstand, klang der burgenländ­ische Landeshaup­tmann dann schon eine Spur differenzi­erter. Erstens nämlich: „Wir sind mit knapp 42 Prozent weiterhin die stärkste SP-Landesgrup­pe.“Und abgesehen davon, dass man aus den heurigen vier Wahlgängen als überhaupt stärkste Landespart­ei hervorgega­ngen sei, mittlerwei­le nach Pröll in Niederöste­rreich die zweitstärk­ste Landespart­ei sei, sollte auch nicht vergessen werden: „Im Burgenland hat die SPÖ zur FPÖ einen Abstand von 27 Prozentpun­kten, nicht acht wie in Wien.“

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Den Verlust des Bezirksvor­stehers in Simmering nannte Häupl „inakzeptab­el“. Um mit Bürgern mehr in Kontakt zu treten, will er „Grätzel“-Vertrauens­personen installier­en.

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