Tot, aber glücklich
Thomas Stipsits und Manuel Rubey mit ihrem Kabarett „Gott und Söhne“
Wien – Glück ist im Grunde ein fataler Zustand. Kaum hat sich der dafür verantwortliche Mix an Botenstoffen im Gehirn eingestellt, dreht sich alles nur noch darum, ihn auch so beizubehalten. Dafür hält eine Glücksindustrie aus Therapeuten, Ratgebern, Programmierern oder Drogenköchen Strategien bereit. Die Firma „Gott und Söhne“in Thomas Stipsits’ und Manuel Rubeys gleichnamigem Programm, das derzeit u. a. im Stadtsaal läuft, verspricht Glück in 30 Tagen. Was sie dafür will? Bloß ein paar persönliche Daten.
So weit die Idee für jenes Stück im Stück, an dem Stipsits und Rubey gerade schreiben und an dessen Entstehungsprozess sie ihr Publikum teilhaben lassen. Wohin das Ganze führen soll, ist den beiden selbst nicht klar. Zum Bei- spiel aber in die Praxis des Therapeuten: Dort erhofft sich Thomas Stipsits in Gestalt eines Opernsängers Heilung von seinem Tick, nur singend sprechen zu können. Grönemeyer, Wanda und andere Schlager parodiert er passend zur Gemütslage. Kein Wunder, dass hier der erste Mord passiert.
Manuel Rubey gibt derweil den bisexuellen Tiroler Postler und Haneke-Fan Hermes, der freimütig bekennt, stets entweder geil oder traurig zu sein und auf seiner Mission, Glücksbriefe der Firma „Gott und Söhne“unters Volk zu bringen, unter anderen auf schwulenfeindliche Araber trifft, die Strache wählen. Gemordet wird nach Vorgabe der sieben Todsünden. Täter unbekannt.
Die Psychothrillerparodie verschwimmt im zweiten Teil des Programms zum Horrortrip. Eine Flucht über die von Italopop-Mu- sikern übersäte Mariahilfer Straße endet in einem weißen Luftballon, in dem der Herrgott selbst vor einem Laptop sitzt. Derlei psychedelische Maßlosigkeit (Todsünde!) schreit natürlich nach Bestrafung: Und so verenden auch Stipsits und Rubey im Kugelhagel.
In dem von Alfred Dorfer inszenierten Programm gleiten die Kabarettisten in rasantem Tempo zwischen tragikomischem und skurrilem Terrain hin und her, ohne den harten Boden der Realität aus den Augen zu verlieren.
ist ein im besten Sinne verworrenes Stück, so abgrundtief komisch und böse wie ein Harald-Sicheritz-Film. Allerdings hätte das Aussparen gewisser selbstreferenzieller Stellen der Handlung gut getan. So wird das Stück leider auch im mehrdeutigen Sinne etwas zu Tode gespielt. pTermine: www.stipsits.com