Wenig Internationales am Tiroler Hotelmarkt
Neue Finanzierungsmodelle könnten für Familienbetriebe Chance sein
Nicht einmal zwölf Monate nach seiner Eröffnung ging das For Friends Hotel in Mösern, ein FünfSterne-Betrieb mit 57 Zimmern und fünf Restaurants, vergangenen Juni mit 15 Millionen Euro Schulden pleite. Eine Baukostenüberschreitung von sieben Millionen Euro sei erst bei Fertigstellung erkennbar gewesen, hieß es vonseiten der Eigentümer, zweier Prager Unternehmen.
Das typische Tiroler Hotel sieht anders aus: 90 Prozent sind in Familienbesitz, sagt Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger / GFB Tourismusberatung GmbH. In anderen Landeshauptstädten wie Linz oder Salzburg sind internationale Namen weitaus präsenter. Wenig Ganzjahrestourismus, teure Grundstückspreise und daher niedrige Renditen seien Eintrittsbarrieren, so Reisenzahn. Auch ein wenig internationaler Gästemix und eine schlechte Preisdurchsetzung würden abschreckend wirken, und auch die geringe Größe der Betriebe spielt eine Rolle: Während es in Wien pro Betrieb im Schnitt 202 Betten gibt, sind es in Tirol 88. 100 bis 120 gelten bei internationalen Ketten aber als Mindestgröße.
In Familienbetrieben sei das Eigenkapital gering, der Fremdfinanzierungsanteil daher hoch, sagt Reisenzahn. Nicht nur in Ös- terreichs Westen wird nach Alternativen zur Bank gesucht. Immer wieder wird etwa mittels Crowdfunding versucht, Geld für Renovierung oder Neubau zu lukrieren – mit mehr oder weniger Erfolg. Für Reisenzahn ist besonders das Buy-to-let-Modell spannend: Dabei werden Hotelzimmer oder Apartments von Investoren erworben – und wenn diese es nicht selbst nutzen, im regulären Hotelbetrieb vermietet. Während das Modell im angelsächsischen Raum „regelrecht boomt“, sei es in Mitteleuropa noch wenig verbreitet. Es würde bestehenden Objekten aber „durchaus eine Chance bieten“, so Reisenzahn. (zof)