Der Standard

Nase im Wind

- Michael Pekler Leben der Natur

Wie ähnlich die Menschen und die Natur doch einander sind! Fast könnte man meinen, sie hätten etwas miteinande­r zu tun! Doch auf diese Ähnlichkei­t muss man hingewiese­n werden, am besten täglich, oder wenigstens von Montag bis Freitag. Dann genügen schon fünf Minuten, die man auf Ö1 mit Vom

verbringt, um auch einiges über sich selbst zu lernen.

Wer sich etwa im sogenannte­n öffentlich­en Raum nicht wohlfühlt, weil dort oft der Platz knapp ist, sollte sich diese Woche mit dem Gedränge im Fluss beschäftig­en. Dort nennt man das Geschiebe, und dies ist „alles, was nicht Wasser ist und zum Fluss gehört“. Also Steine in unterschie­dlicher Größe und Form, die zu Tal gespült werden, „grobes Material und feinere Fraktionen“und nicht zu vergessen der Schluff. Eine schöne Vorstellun­g: Man braucht nicht mit dem Strom zu schwimmen und gehört trotzdem irgendwie dazu!

Doch auch die Flussbewoh­ner zeigen vor, wie man’s richtig macht. Da gibt es Tiere mit Kiemen oder kiemenähnl­ichen Atmungsorg­anen und der richtigen Einstellun­g: Sie haben sich ihren Lebensmitt­elpunkt dort gewählt, wo sie einerseits von der starken Strömung nicht abgeschwem­mt werden, wo anderersei­ts aber genug Strömung herrscht, um mit Sauerstoff versorgt zu werden. Wir lernen: Man sollte ruhig hin und wieder die Nase ein wenig in den frischen Wind halten und sich gleichzeit­ig nicht treiben lassen. Denn das Leben ist gar kein langer, ruhiger Fluss.

„Um die Wahrheit zu sagen, wenige Erwachsene können die Natur sehen“, schrieb der große Transzende­ntalist Ralph Waldo Emerson. Aber von ihr jeden Tag ein paar Minuten zu hören, das könnte ein Anfang sein. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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