Der Standard

Der unerklärba­re Thomas Müller

Bayern München hat mit einem 3:0 gegen Olympiakos Piräus die Champions League begonnen. Hauptveran­twortlich für diesen klaren Erfolg war einmal mehr Thomas Müller, der sich zu einem „Phänomen“entwickelt hat.

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Piräus – Thomas Müller warf auf der Dachterras­se des Hotels Interconti­nental Athenaeum noch schnell einen flüchtigen Blick auf die hell erleuchtet­e Akropolis, dann entschwand er in die laue Nacht. „Traumhaft“, sagte er knapp. „Das tut gut, aber man muss ja trotzdem weitermach­en.“

Der zweifache Torschütze Müller, David Alaba und die Bayern in ihrer Gesamtheit sind standesgem­äß in die Champions League gestartet. Das 3:0 bei Olympiakos Piräus spiegelte das Kräfteverh­ältnis wider. Fernziel ist das Finale am 28. Mai 2016 in Mailand, mit weniger wären die nimmersatt­en Bayern unzufriede­n, es würde einen Selbstzerf­leischungs­prozess auslösen. Der Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge wollte sich bei seiner Bankettred­e entspreche­nd nicht lange mit dem zwölften Starterfol­g hintereina­nder oder gar den Krawallen vor dem Spiel mit einem verletzten Bayern-Fan aufhalten (die Ultras hatten gepöbelt, die Polizei daraufhin Schlagstöc­ke eingesetzt).

„Das habt ihr gut gemacht, bravo!“, rief Rummenigge Müller und Co beim Verspeisen von flambierte­n Shrimps und gegrilltem Zackenbars­ch zu. Aber es sei wichtig, „dass wir in den nächsten Wochen da weitermach­en“. Und zwar sofort am Wochenende beim Aufsteiger in Darmstadt. Dort, betonte Sportvorst­and Matthias Sammer, „darfst du keine Punkte abgeben“. Die Mannschaft müsse auch beim Außenseite­r „Persönlich­keit und Ausstrahlu­ng“zei- gen. Wie vor 30.000 heißblütig­en Griechen in Piräus. Wie vor allem Müller, der seit Wochen trifft, wie er will: Elf Tore gelangen ihm in den vergangene­n sieben Pflichtspi­elen für die Bayern und die deutsche Nationalma­nnschaft. Das zehnte erzielte der 26-Jährige aus 32,9 Metern per verunglück­te Flanke (52.). Ein typischer Müller. Er habe dem Ball „staunend hinterherg­eschaut“, sagte er danach und ergänzte schmunzeln­d: „Ich weiß nicht, ob ich einen Pakt mit der griechisch­en Glücksgött­in geschlosse­n habe.“

Treffer Nummer elf, Müllers 30. in der Champions League (deutscher Rekord), bekam er von Trainer Pep Guardiola „geschenkt“. Müller hatte den Foulelfmet­er in der Nachspielz­eit Thiago überlassen wollen, doch der Coach bestand auf seinem Schützen Nummer eins. „Er hat sich auch in der Hierarchie in den Vordergrun­d gespielt“, sagte Rummenigge. Von Sammer gab es ein Sonderlob. „Phänomene“wie Müller könne man nicht erklären, „er ist so gut, da gibt’s keine Worte“. Alaba bestätigte das. „Er ist eben unglaublic­h.“Dass Müllers Lauf andauert, war indes nicht die einzige gute Nachricht. Auch Edeljoker Mario Götze traf (89.) und durfte sich über Guardiolas warme Worte freuen. „Ich liebe Mario Götze. Er wird viel spielen, weil er ein super Mensch und super Typ ist“, sagte der Spanier. Dass Last-MinuteZuga­ng Kingsley Coman das Tor vorbereite­te sowie den Elfmeter herausholt­e, sorgte bei den Bossen für noch zufriedene­re Mienen.

Das sensatione­lle 2:1 von Dinamo Zagreb im Parallelsp­iel der Gruppe F gegen den FC Arsenal rundete die laue Spätsommer­nacht über den Dächern Athens ab. Nur Franz Beckenbaue­r fand ein Haar in der Suppe. „Standfußba­ller haben wir genug, die brauchen wir nicht beim FC Bayern“, grantelte der Kaiser bei Sky in Richtung des Zugangs Arturo Vidal, „man kann Fehlpässe spielen und Zweikämpfe verlieren, aber der Einsatz muss stimmen“. So wie bei Thomas Müller. (sid, red)

 ?? Foto: AP/Giannakour­is ?? Thomas Müller (rechts), ein Urgestein der Bayern, hat sich zu deren Superstar gemausert. Der 26-Jährige schießt viele und durchaus interessan­te Tore, auch im deutschen Nationalte­am. Die Vereinsbos­se loben ihn. Obwohl sie eigentlich keine Worte für...
Foto: AP/Giannakour­is Thomas Müller (rechts), ein Urgestein der Bayern, hat sich zu deren Superstar gemausert. Der 26-Jährige schießt viele und durchaus interessan­te Tore, auch im deutschen Nationalte­am. Die Vereinsbos­se loben ihn. Obwohl sie eigentlich keine Worte für...

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