Der Standard

Hypo: Streit um Vergleich

Beim Vergleich zwischen Österreich und Bayern in der Causa Hypo Alpe Adria spießt es sich. Allerdings wegen unterschie­dlicher Auffassung­en in Wien: Bund und Heta streiten über eine Staatsgara­ntie.

- Renate Graber

Vor dem Neustart des Hypo-U-Ausschusse­s heute, Mittwoch, tun sich neue Probleme beim Vergleich mit Bayern auf.

Wien – Brütende Hitze draußen, klirrende Eiszeit drinnen: Im Finanzmini­sterium in Wien sind am Dienstag einmal mehr die Juristen der Hypo-Abwicklung­sgesellsch­aft Heta, deren Vorstand, der Chef der Finanzprok­uratur und (andere) Entscheidu­ngsträger zusammenge­kommen, um über den geplanten Generalver­gleich zwischen Wien und München zu diskutiere­n.

Wobei weniger diskutiert als gestritten wurde, wie Sitzungste­ilnehmer berichten: Zwischen den Vertretern des Bundes und der Heta bestehen massive Auffassung­sunterschi­ede. Dass die „Umsetzungs­vereinbaru­ng“zum am 7. Juli abgeschlos­senen „Memorandum of Understand­ing“zwischen Österreich und Bayern wie geplant bis Ende Oktober unter Dach und Fach ist, sei angesichts dessen nicht so sicher.

Kurzer Blick zurück: Alle Rechtsstre­itigkeiten zwischen ExHypo-Aktionärin BayernLB und einstiger Hypo sowie zwischen Republik und BayernLB sollen gegen Zahlung von 2,4 Milliarden Euro an die Bayern begraben werden. Mit diesen 2,4 Mrd. soll die BayernLB dann wie alle anderen Gläubiger „an einer Abwicklung der Heta (gemäß Bankenabwi­cklungsges­etz oder im Rahmen einer Insolvenz) teilnehmen“, wie es im jüngsten Heta-Geschäftsb­ericht heißt. Anders gesagt: Diese Forderung der Bayern würde dem dann ausgehande­lten Schuldensc­hnitt der Heta unterliege­n. Derzeit rechnet man mit einem Schnitt von rund 45 Prozent.

Ausgemacht ist, dass die Bayern diese 1,23 Mrd. Euro als Vorauszahl­ung vom Bund bekommen. Sollten beim Schuldensc­hnitt weniger als 45 Prozent herauskomm­en, bekämen die Bayern trotzdem ihre 1,23 Mrd. Kämen mehr als 45 Prozent heraus, würden die Münchner die Differenz nachbekomm­en.

An diesem Punkt scheiden sich nun aber die Geister. Denn: Im Verstaatli­chungsvert­rag von Ende 2009 hat die Republik eine Garantie zur Rückzahlun­g der offenen Kreditford­erungen der Bayern (das sind die 2,4 Mrd. Euro, die die Österreich­er als Eigenkapit­alersatz ansehen und rechtlich geltend gemacht haben) abgegeben.

Und um diese Garantie wird nun zwischen Bund und HetaVorsta­nd gestritten; es geht dabei um die Frage, wer für den Ver- gleich mit den Bayern letztendli­ch geradesteh­t.

Die Frage ist, ob die Garantie im Vergleichs­fall gilt – die Juristen der Republik glauben das nicht. Sie wollen den Vergleich quasi loswerden. Bei der Heta ist man anderer Meinung: Ihre Juristen gehen auf Basis eines Gutachtens davon aus, dass der Vergleich aufrecht bleibt und die Heta im Fall des Falles die 1,23 Mrd. Euro von der Republik einklagen könnte.

Noch ist aber alles offen. Laut Halbjahres­bericht der Heta ist (Einigung vorausgese­tzt) „anzunehmen“, dass der Vergleich „bis Anfang November“umgesetzt werden kann.

U-Ausschuss geht weiter

Viel früher, nämlich heute, Mittwoch, geht der parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss zur Hypo weiter. Als erste Auskunftsp­erson wird Harald Doberning befragt werden, der 2004 ins Büro des Kärntner Landeshaup­tmanns Jörg Haider kam und 2008 Finanzland­esrat wurde. Als solcher war er Aufsichtsk­ommissär der Hypo. Für den Nachmittag wird Klaus Bussfeld erwartet, ab 2004 elf Monate lang Aufsichtsr­atschef der Hypo.

Dobernig wird der 44. Zeuge im Ausschuss sein, der bisher ziemlich genau 200 Stunden lang getagt hat. Laut Parlaments­korrespond­enz gibt es inzwischen 740.000 Dokumente zum Untersuchu­ngsgegenst­and, würde man die ausdrucken, ergäbe das 5,5 Millionen A4-Seiten. Das Gewicht der derart in Papierform gebrachten HypoGeschi­chte entspräche: dem Gewicht von vier ausgewachs­enen Mammuts. p Liveticker auf

derStandar­d.at/Wirtschaft

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mit den Aufklärung­sversuchen zum Hypo-Alpe-Adria-Skandal weiter.
Unter der Stuck-Kassettend­ecke des Budgetsaal­s im Parlament geht es ab heute, Mittwoch, mit den Aufklärung­sversuchen zum Hypo-Alpe-Adria-Skandal weiter.

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