Deutsche Post kiefelt an den Folgen der Streiks
Auch schwaches Frachtgeschäft trug zum Gewinneinbruch im ersten Halbjahr bei
Bonn – Wochenlange Streiks und das kriselnde Frachtgeschäft haben der Deutschen Post einen Gewinneinbruch gebracht. Die rund 50 Tage dauernden Ausstände im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi rissen allein ein Loch von 100 Millionen Euro in die Bilanz des ehemaligen Staatskonzerns.
Auch den seit knapp zwei Jahren andauernden Gewinnrückgang im Frachtgeschäft konnte Post-Chef Frank Appel nicht stoppen – und der Umbau der Sparte könnte weiterhin Geld kosten. Zum Verkauf angeboten wird das Geschäft aber nicht, sagte Finanzchef Larry Ro- sen. Der Konzern wolle den Trend drehen und die Sparte sanieren. An der Börse fiel die Post-Aktie um mehr als drei Prozent.
Das operative Ergebnis (Ebit) des Bonner Konzerns brach im zweiten Quartal um fast ein Fünftel auf 537 Mio. Euro ein, unterm Strich ging der Gewinn auf 326 (461) Millionen zurück. Die Post zog Konsequenzen und strich die Gewinnprognose für 2015 zusammen – „aufgrund der Belastungen durch die Streikaktionen“, bilanzierte Rosen. Er erwartet einen operativen Gewinn zwischen 2,95 und 3,1 Mrd. Euro. Zuvor war er von 3,05 bis 3,2 Mrd. Euro ausgegangen. 2016 soll das Ergebnis auf 3,4 bis 3,7 Mrd. Euro klettern.
Der erste unbefristete Streik seit dem Börsengang der Post vor 15 Jahren hatte Unternehmen und Öffentlichkeit vor allem im Frühjahr massiv belastet. Anfang Juli wurde der Streit beigelegt. Millionen Päckchen und Briefe blieben liegen. Dennoch konnte die Post ihr Ziel erreichen: neue Gesellschaften, bei denen den Mitarbeitern rund 20 Prozent niedrigere Löhne gezahlt werden, als sie unter dem Dach des Mutterkonzerns vereinbart sind. (Reuters)