Der Standard

Austrofasc­hismus: Vereintes Gedenken war Eintagsfli­ege

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Wien – Im vergangene­n Jahr ließ sich die Bundesregi­erung dafür feiern, gemeinsam das Gedenken zum Beginn der Kampfhandl­ungen am 12. Februar 1934 begangen zu haben. Bundeskanz­ler Werner Faymann hatte – damals noch mit Michael Spindelegg­er als ÖVPVize an seiner Seite – einen Kranz beim Mahnmahl der Opfer für ein freies Österreich am Wiener Zentralfri­edhof niedergele­gt. Opferverbä­nde lobten diesen Akt als historisch­en Schritt. Erstmals seit 1964 hatten SPÖ und ÖVP diesen für die Sozialdemo­kraten so wichtigen Gedenktag vereint begangen.

Vom großkoalit­ionären Gedenken war in diesem Jahr keine Spur. Am 11. Februar versammelt­en sich die Sozialdemo­kraten abends wieder alleine vor der Löwelstraß­e. Beim letzten Bundespart­eitag der SPÖ forderten Genossen aus der Basis, das Gedenken fortan nicht mehr mit der ÖVP zu begehen. Dass die Schwarzen im Parlaments­klub nach wie vor das Porträt des ehemaligen Bundeskanz­lers und Begründers des austrofasc­histischen Ständestaa­ts, Engelbert Dollfuß, aufgehängt haben, wurde dabei ins Treffen geführt. Politikwis­senschafte­r Emmerich Tálos sagt im Gespräch mit dem Standard, das gemeinsame Gedenken sei ohnehin nur „ein symbolisch­er Akt“gewesen, jedoch keine Aufarbeitu­ng der Geschehnis­se, auch wenn das so dargestell­t wurde. „Die ÖVP lehnt den Begriff Austrofasc­hismus weiterhin ab“, kritisiert Tálos. (burg, mte) Interview mit Emmerich Tálos auf derStandar­d.at/Inland Wien – Am Sonntag tagt der Schura-Rat der Islamische­n Glaubensge­meinschaft zum neuen Islamgeset­z, das am Donnerstag bereits den Verfassung­sausschuss im Parlament passiert hat und unabhängig von möglichen Bedenken der Glaubensge­meinschaft am 25. Februar vom Nationalra­t beschlosse­n werden soll. Eine Zustimmung der Glaubensge­meinschaft scheint aber wahrschein­lich. In einem Brief an die Minister Josef Ostermayer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) hält Fuat Sanac, Präsident der Glaubensge­meinschaft, fest: „Die Regierungs­vorlage und der damit verbundene geplante Abänderung­santrag im Verfassung­sausschuss wurden mit den Entscheidu­ngsträgern intern intensiv diskutiert und für positiv befunden.“Dies stelle noch keine „formelle“Zustimmung des zuständige­n Schura-Rates dar, sei „aber eine klare Grundlage für die Empfehlung einer Zustimmung“, heißt es in dem Brief, der dem Standard vorliegt.

Keine Gleichbeha­ndlung

Gänzlich zufrieden sei er aber nicht, betont Sanac und hält unter anderem fest, „dass die Forderunge­n nach dem Wegfall der ausdrückli­chen Festlegung des Primats des österreich­ischen Rechts“im Gesetzeste­xt „leider nicht erfüllt“worden sei, „was die Erwartunge­n der hier lebenden Muslime nicht zur Gänze trifft und ihnen das Gefühl vermittelt, nicht gleich wie die anderen anerkannte­n Religionsg­esellschaf­ten be-

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