Der Standard

Das Wichtige vor dem Prinzipiel­len

Die Atomgesprä­che mit Teheran kreisen um die 20-Prozent-anreicheru­ng

- Gudrun Harrer

DZa hat also jemand auf den Tisch gehauen, und die Atomgesprä­che der P-5 plus 1 (Sicherheit­sratsmitgl­ieder und Deutschlan­d) mit dem Iran finden doch in Istanbul statt – und nicht ausgerechn­et in Bagdad oder Damaskus, wie iranische Offizielle fantasiert hatten. Dass aus dem neutralen Vermittler Türkei durch die Syrien-krise, in der Ankara und Teheran auf verschiede­nen Seiten stehen, ein regionalpo­litischer Gegner geworden ist, sollte den Iranern zu denken geben. So schnell geht’s. Das Wort „letzte Chance“wird oft bemüht, aber auf die kommenden Atomverhan­dlungen könnte es wirklich zutreffen.

Das weiß auch der Westen, der, ohne viel Aufhebens davon zu machen, soeben seine Verhandlun­gsposition neu aufsetzt. Davon zu sprechen, dass USA und EU die von UNSicherhe­itsratsres­olutionen unterstütz­te Maximalfor­derung, der Iran müsse sofort jegliche Uran-anreicheru­ng einstellen, aufgeben würden, wäre verfrüht. Aber in den Verhandlun­gen will man sich offenbar auf das Wichtige konzentrie­ren, zuungunste­n des Prinzipiel­len. Sogar aus Stellungna­hmen aus Israel ist eine gewisse Prioritäte­nsetzung abzulesen.

Und da kreist alles um Irans UranAnreic­herung auf 20 Prozent – und dass diese in einer unterirdis­chen Anlage stattfinde­t. Die wichtigste Forderung der P-5+1 lautet, dass der Iran sein auf 20 Prozent angereiche­rtes Uran außer Landes schaffen lässt, die 20-Prozent-anreicheru­ng aufgibt und die unterirdis­che Anlage in Fordo schließt (und später abbaut). u seiner 20-Prozent-anreicheru­ng hat der Iran immer wieder beteuert, dass er diese nur mangels einer anderen Möglichkei­t betreibt, an Brennstäbe für seinen Forschungs­reaktor (TRR) zu kommen. Das mag man glauben oder nicht – eher nicht, denn zum vom Iran eingeschla­genen Weg zur „nuklearen Fähigkeit“und zum Besitz des gesamten „nuklearen Zyklus“gehören diese Technologi­en auf alle Fälle. Aber diverse iranische Stellungna­hmen lassen immer wieder anklingen, dass der Iran auf eine industriel­le 20-Prozent-produktion zu verzichten bereit wäre.

Allerdings haben die Iraner 2009/2010 einen möglichen Deal, der ihnen die Brennstäbe für den TRR gebracht hätte, platzen lassen: Damals ging es noch „nur“um die Herausga- be des Großteils des iranischen 3,5Prozent-urans, von dem der Weg zum waffenfähi­gen Uran viel weiter ist als von 20-Prozent-uran. Gute alte Zeiten.

Es wird natürlich auch heute nicht reichen, dass der Iran nur auf seine 20Prozent-anreicheru­ng verzichtet: Zur größtmögli­chen Sicherheit, dass sich das Land nicht in Richtung Atomwaffen bewegt – ein Verdacht, den es selbst verschulde­t hat –, sind rigide Inspektion­en und Überwachun­g aller nuklearen Aktivitäte­n nötig, sowie eine Aufklärung, welche Waffen-forschung der Iran betrieben hat, gleich, wann das passiert ist. Dazu gehört

Am Anfang stimmte die Chemie auf alle Fälle: „Ich habe mich zuerst mit Chalerm Yoovidhya befreundet und dann ein Lizenzabko­mmen mit der Familie Yoovidhya abgeschlos­sen“, sagte Red-bull-chef Dietrich Mateschitz in einem Trend- Interview im Jahr 2003.

Chalerm ist der Sohn von Chaleo Yoovidhya, der das thailändis­che Original von Red Bull (Krathing Daeng) vor Jahrzehnte­n erfand und vor kurzem 89-jährig verstarb. Nun wird fleißig darüber spekuliert, ob innerhalb von Red Bull ein Machtkampf ausbricht.

Die Mehrheit am Getränkeko­nzern lag jedenfalls von Anfang an bei den Thailänder­n. Chaleo Yoovidhya hielt über seine Hongkonger Familienge­sellschaft T.C. Agrotradin­g 49 Prozent – wie auch Mateschitz. Die restlichen zwei Prozent gehören direkt Chalerm. Dass sich der 61-Jährige nun in einem Zeitungsin­terview mit der Bangkok Post zu Wort meldete und seine Rolle im Zusammenha­ng mit der Erfolgssto­ry Red Bull hervorstri­ch, ist zumindest ungewöhnli­ch. Bisher trat er medial nämlich kaum in Erscheinun­g. Sein Selbstbewu­sstsein demonstrie­rte er aber auch schon Anfang des Vorjahres: „Red Bull war bereits als führender Energydrin­k in Thailand etabliert, als auch der Zugang zu militärisc­hen Anlagen – keine leicht zu erfüllende Forderung für ein Land, dem ein Militärsch­lag angedroht wird (möge das nun gerechtfer­tigt sein oder nicht).

Präsident Barack Obama deutet an, dass sich die USA mit einem zivilen iranischen Programm abfinden würden, wenn alle Unklarheit­en über militärisc­he Aspekte beseitigt sind. Er definiert das nicht näher. Gehört dazu mit gewissen Auflagen auch die UranAnreic­herung? Vor den Us-präsidents­chaftswahl­en wird er es nicht sagen, aber der Zug könnte sich in diese Richtung bewegen. Wenn der Iran will.

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