Der Standard

Selbstbedi­enungslade­n

- Gerhard Mumelter

Für den erbärmlich­en Zustand der italienisc­hen Parteienla­ndschaft hätte es keines Beweises mehr bedurft. Doch der jüngste Finanzskan­dal der Lega Nord wirft ein neues Schlaglich­t auf die korruption­sverseucht­e Politik. Er trifft eine Partei, die noch immer behauptet, dass sie gegen Bestechung und alle anderen „römischen Übel“immun sei. Die Affäre folgt auf jene der linkskatho­lischen Margherita, deren Schatzmeis­ter Luigi Lusi 13 Millionen Euro aus der Parteikass­e entwenden konnte.

Der Grund ist simpel: Italiens Parteien schwimmen im Geld. Nachdem eine Volksabsti­mmung die staatliche Parteienfi­nanzierung mit überwältig­ender Mehrheit abgeschaff­t hatte, tauften die Parteien das Kind einfach um: Seither trägt es den Namen „Wahlspesen­erstattung“. In zehn Jahren hat dieser Geldfluss um 1100 Prozent zugenommen. Italiens Parteien, die das Land an den Rand des Abgrunds wirtschaft­eten, haben in den letzten drei Jahrzehnte­n über zehn Milliarden Euro an öffentlich­en Geldern kassiert.

Die Kassen der Lega Nord sind mit über 40 Millionen Euro gefüllt – geradezu eine Aufforderu­ng zum Diebstahl. Das Parteienge­setz, das jetzt durchs Parlament gejagt werden soll, wird den ruinösen Ruf der zum Selbstbedi­enungslade­n verkommene­n Politik wohl kaum retten können. Genauso wenig wird Umberto Bossi mit seinem Rücktritt den Zerfall seiner Partei aufhalten können – egal, ob er von den illegalen Machenscha­ften wusste oder nicht.

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