Der Standard

Der Wille zur Umwelt- Supermacht

Das ging ja flott: Peugeots Anspruch, erster bei Diesel-hybrid zu sein, währt nur ein halbes Jahr, denn jetzt ist auch Mercedes startberei­t – und damit einziger Hersteller mit Diesel- und Benzin-hybridtech­nologie.

- Andreas Stockinger

Mancher Triumph währt nur kurz. Da sonnt sich Frankreich­s König der Löwen im Erfolg, als Allererste­r am Markt zu sein mit einem Auto, welches das sparsamste verbrennun­gsmotorisc­he Konzept mit einem Elektromot­or liiert, 3008 Hybrid4 – und ein halbes Jahr später ist das schon wieder Geschichte. Denn ein östlicher Widersache­r ist inzwischen auch so weit: Mercedes. Bringt im Juni seine ersten Dieselhybr­idmodelle in Stellung, Limousine und Kombi der E-klasse, sperrige Nomenklatu­r: E 300 Bluetec Hybrid.

Große, repräsenta­tive Fahrzeuge mithin, da darf man aufhorchen, wenn im Normtest als Verbrauchs­wert rauskommt: 4,2 l / 100 km. In Worten: vier komma zwei Liter je hundert Kilometer. Sparsamste­s Oberklasse­modell der Welt, sagt Weltmeiste­r Mercedes. Kleine Pause zum Verinnerli­chen, kleine Pause zum Applaudier­en.

Trotz Ergriffenh­eit geht’s weiter – mit den Leistungsd­aten: Es baut die Technik auf dem 250 CDI auf, einem kräftigen Diesel (204 PS, 500 Nm). Hinzu gesellt sich ein kompaktes Hybridmodu­l (E-MO- tor mit 20 kw/250 Nm), Platz sparend eingefügt zwischen Dieselaggr­egat und 7-Gang-automatik, wie der sogenannte modulare Hybridbauk­asten es nun mal erlaubt – ein schlauer Ansatz, der auch mit Ottomotore­n funktionie­rt. Spätstarte­r Mercedes ist damit demnächst einziger Autoherste­ller der Welt, der Diesel- und Benzin-hybridmode­lle zugleich anbieten kann.

Im Fall des E 300 Hybrid kommt also Folgendes raus: Stärker als der nackerte 250 CDI, aber 15 Prozent sparsamer, was rund einen Liter Sprit bedeutet – im echten Autoleben sind wohl Werte knapp über fünf Liter auf 100 km zu erwarten.

Insgesamt schlagen die vereinigte­n Hybrid-komponente­n mit rund 100 kg zu Buche, das ist vergleichs­weise wenig, 150 kg sind das sonst so in etwa, und weil die Lithium-ionen-batterie (die kurze rein elektrisch­e Fahrten erlaubt) im Motorraum verbaut wur- de, gibt’s beim Ladevolume­n im Kofferraum genau null Einbußen.

Bei der Fahrpräsen­tation in Deutschlan­d hinterließ die dieselhybr­idisierte E-klasse einen ganz überwiegen­d positiven Eindruck, die Relation Leistung – Verbrauch beeindruck­te selbst germanopho­be Spötter, und so reduziert sich die Kritik vor allem auf: ein ziemlich synthetisc­hes Bremsgefüh­l.

Gut. Da ist also ein Wettrüsten im Gange. Das erste wohl, über das man sich freuen darf. Wer spart am besten, wer ist Öko-champion. Mercedes ist mit etwas Verspätung eingestieg­en, drängt jetzt aber mit Macht und auf allen Fronten nach vorn – bei Verbrennun­gsmotoren, Hybriden, Brennstoff­zellen, Elektroaut­os etc. Man darf gespannt sein auf das, was noch alles kommt. Denn das geht jetzt Schlag auf Schlag. Verspricht Mercedes. Denn da ist er nun: der Wille zur Umwelt-supermacht.

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Fotos: Werk E-klasseLimo­usine und -Kombi sind die ersten Modelle, in denen der neue Diesel-hybrid zum Einsatz kommt. Wenig später gelangt die Superspart­echnik auch in die neue S-klasse, als Plug-in-hybrid.
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Mercedes hat ein schlaues, extrem platzspare­ndes Hybrid-modulsyste­m ersonnen – bei dem egal ist, ob verbrennun­gsmotorisc­h Diesel oder Otto werken.
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