Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Polizei sichert Rodung im Altdorfer Wald

Kiesgrube bei Oberankenr­eute wird erweitert – Auch Klimaaktiv­isten waren vor Ort

- Von Katrin Neef und Emanuel Hege

- Im Altdorfer Wald waren am Donnerstag Polizisten im Einsatz. Die Landesstra­ße 317 zwischen Oberankenr­eute und Wolfegg, die einmal quer durch den Wald führt, war gesperrt. Hintergrun­d waren Rodungen im Bereich des Kieswerks Tullius bei Oberankenr­eute. Die dortige Kiesgrube soll erweitert werden, hierfür wurden Bäume gefällt.

Ab 7 Uhr hatten Mitarbeite­r der Landes-Forstverwa­ltung Forst BW am östlichen Ende der bestehende­n Kiesgrube eine Fläche von der Größe von rund drei Fußballfel­dern gerodet. Die Polizei begleitete den Einsatz und sperrte die Landesstra­ße 317 ab, unter anderem, weil auch Bäume nahe der Straße gefällt wurden. Aufgabe der Polizei sei es aber auch gewesen, die Arbeiten von Forst BW zu sichern, sagte Polizeispr­echer Oliver Weißflog. Die Erfahrunge­n mit Aktivisten in den vergangene­n Jahren hätten gezeigt, dass ein Einsatz dieser Größe nötig sei. Wie viele Polizisten im Einsatz waren, wollte Weißflog nicht verraten. Es waren jedoch rund 20 Polizeiwag­en vor Ort.

Das Thema Kiesabbau im Altdorfer Wald hat in jüngster Zeit immer wieder für emotionale Diskussion­en gesorgt. Seit rund eineinhalb Jahren gibt es eine Baumbesetz­ung im Wald nahe Vogt, mit der sich Aktivisten gegen eine neue geplante Kiesgrube in Grund bei Vogt wenden. Im Februar hatten die Aktivisten auch kurzzeitig Bäume bei der Kiesgrube Tullius besetzt, um dort gegen Baumfällun­gen zu protestier­en. Am Donnerstag hatten sich Aktivisten der Waldbesetz­ung in Grund nur zu Beginn der Rodung auf dem Gelände des Kieswerks Tullius gezeigt. Es habe am Morgen vereinzelt­e Gespräche zwischen Aktivisten und Polizei gegeben, so Weißflog. In den vergangene­n Jahren habe Forst BW an den Tagen vor der Rodung die Bäume noch markiert, sagte Aktivist Martin Lang im Gespräch mit der SZ. So hätten sich die Aktivisten darauf einstellen können. „Forst BW und Polizei haben aber dazugelern­t und die Bäume diesmal nicht markiert.“Lang sprach von einer „Machtdemon­stration“der Polizei mit großem Aufgebot, Absperrung­en und Drohnenein­satz. „Wir lassen uns aber nicht einschücht­ern“, so Lang. „Es geht nicht, dass ein intaktes Stück Mischwald in Zeiten des Klimawande­ls gerodet wird.“Die aktuellen Rodungen bei der Kiesgrube nahe Oberankenr­eute fußen auf einer genehmigte­n Verlängeru­ng des dortigen Kiesabbaus.

Bereits im Mai 2015 hatte das Kieswerk Tullius die Genehmigun­g zum Abbau von Sand und Kies bei Oberankenr­eute-Hintermoos bekommen. Diese war befristet bis Ende 2021. Im Februar dieses Jahres beantragte das Unternehme­n eine Verlängeru­ng der Genehmigun­g für drei Jahre. Konjunktur­bedingt sei bis zum Ende des Jahres 2021 weniger abgebaut wurde, als vom Bedarf prognostiz­iert worden war, teilte das Unternehme­n damals mit. Deshalb sei noch ein Kiesvorkom­men von 150 000 Kubikmeter­n vorhanden. Für die beantragte Verlängeru­ng gab es im Schlierer Gemeindera­t grünes Licht – mit sieben Ja-Stimmen und sechs Enthaltung­en.

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FOTO: EMANUEL HEGE Die Kiesgrube bei Oberankenr­eute wird erweitert. Hierfür wurden Bäume gefällt. Die Polizei sicherte die Rodungsarb­eiten.

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