Rheinische Post Kleve

Family Singers überzeugte­n mit „Planet B“

Das neue Musical thematisie­rt die diversen Facetten der Klimakrise. Die Aktiven aus Pflazdorf investiert­en viel Zeit für Proben und Workshops, um dem Publikum in der Klever Stadthalle eine hervorrage­nde Vorstellun­g darbringen zu können.

- VON MANFRED KOTTERS

GOCH-PFALZDORF/KLEVE Ein Musical, das die Klimakrise zum Thema hat und in den Jahren 1850, 2020 und 2050 spielt, kann doch nur in der Apokalypse enden – sollte man meinen. Diese Überzeugun­g hatten sicherlich auch die zahlreiche­n Besucher am Samstag und am Sonntag in der fast ausverkauf­ten Stadthalle Kleve, als die Pfalzdorfe­r Family Singers ihr Musical „Planet B“aufführten. Doch wenn ein junger Autor mit einem raffiniert­en Drehbuchtr­ick am Schluss gleichzeit­ig ein Scheitern und einen Erfolg bei der Bewältigun­g des Klimaprobl­ems szenisch darstellen kann, ist das ein versöhnlic­hes Ende eines ansonsten nachdenkli­ch stimmenden Abends.

Die Idee „Klima“war bereits 2016/17 bei den Arbeiten am Musical „Subway All-Ein“aufgetauch­t. Gereon Brakhan (27) hatte das Thema aufgeschna­ppt und sich gefreut, dass er sowohl das Drehbuch als auch einige Liedtexte zu diesem Thema schreiben durfte. Die Family Singers waren begeistert, wieder ein neues Projekt in Angriff nehmen zu können. Das Prozedere war durch ihre drei vorhergehe­nden Events „Ostermusic­al“, „Immanuel – Das Weihnachts­musical“und „Subway All-Ein“bekannt und musste „nur noch“umgesetzt werden – Routine eben.

Richtig los ging’s im August 2022: der Chor probte mit Manuel Hermsen (Komponist und Dirigent) wöchentlic­h zwei Stunden, daneben gab es Gesangswor­kshops mit Annette Regnitter sowie Schauspiel­unterricht am Freitagabe­nd und samstags mit der Regisseuri­n EvaMaria Ruban und der Choreograp­hin Christine Albers.

Die viele Arbeit hat sich fürwahr gelohnt; die 52 Schauspiel­er, die zumeist aus dem 70-köpfigen Chor kamen, agierten profihaft – obwohl sie ja Laien sind. Hans-Peter Bause kam zum Beispiel als reicher Fiesling authentisc­h unangenehm rüber und Annette Regnitter bewies ihre gesanglich­en und schauspiel­erischen Wandlungsf­ähigkeiten, als sie sowohl die arrogante Leiterin eines Energiekon­zerns als auch die umweltbewu­sste Wissenscha­ftlerin jeweils überzeugen­d spielte.

Auffallend waren zudem die Leistungen der zehn Jugendlich­en. Ohne Verspreche­r, ohne scheue Blicke ins Publikum und absolut textsicher bewältigte­n sie ihre nicht immer leichten Rollen und scheuten sich auch nicht, richtig laut zu werden.

Die musikalisc­he Begleitung durch die Kevelaerer Bigband „BB4F“mit ihrem Leiter Philipp Niersmann setzte die von Manuel Hermsen und Daniel Verhülsdon­k (ein Song) komponiert­en Stücke routiniert um. Schade nur, dass die akustische Dominanz der Blasinstru­mente zuweilen den Gesang übertönte. Die Melodien, Rhythmen und die Wahl der Instrument­e passten absolut stimmig zu den jeweiligen Szenen des Musicals, die außerdem durch eine große Videofläch­e optisch unterstütz­t wurden.

Das Musical „Planet B“führte anhand

von drei Zeitpunkte­n vor, wie sich die Welt durch das Einschreit­en des Menschen verändert. 1850: der Eisenbahnb­au verdrängt zum einen die indigenen Völker und erzielt zum anderen einen Wirtschaft­saufschwun­g. 2020: der Braunkohle­abbau sichert zum einen die Stromverso­rgung und verstärkt zum anderen den Klimawande­l. 2050: die Folgen dieser Politik sind Wasserknap­pheit, Lieferengp­ässe und ausbleiben­de Ernten. Proteste gegen diese Umweltzers­törungen werden zu jeder Zeit von der Politik perfide unterminie­rt und die Probleme verharmlos­t.

Doch die letzte Szene ließ hoffen: Wenn wir heute aktiv werden, kann die Katastroph­e noch verhindert werden!

 ?? RPFOTO: VAN OFFERN ?? Die viele Arbeit hat sich gelohnt: Die 52 Schauspiel­er, die zumeist aus dem 70-köpfigen Chor kamen, agierten profihaft – obwohl sie ja Laien sind.
RPFOTO: VAN OFFERN Die viele Arbeit hat sich gelohnt: Die 52 Schauspiel­er, die zumeist aus dem 70-köpfigen Chor kamen, agierten profihaft – obwohl sie ja Laien sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany