Thüringer Allgemeine (Weimar)

Warten auf die zweite Chance

Das junge Alte-musik-ensemble Weimar Baroque lässt sich nicht entmutigen. Bachs Missa 1733 womöglich im Herbst

- Von Wolfgang Hirsch

Weimar. Hart getroffen hat die Totalabsag­e der Thüringer Bachwochen vor allem junge Künstler – wie das Alte-musik-ensemble Weimar Baroque. Denn eigentlich wollte die Formation um den Organisten Hans Christian Martin und den Geiger Leopold Nicolaus bei dem Festival durchstart­en und mit Bachs h-moll-messe im Erfurter Dom nach den Sternen greifen. (Wir berichtete­n.) Jetzt ist diese Chance erst mal passé. Höhere Gewalt.

Trotzdem, das künstleris­che Vorhaben bleibt. „Die h-moll-messe ist ja nicht weg“, sagte Martin unserer Zeitung. „Sie bleibt immer da. Wir nutzen die Chance, um noch tiefer in die Materie einzudring­en.“Gemeinsame Proben kommen zwar zurzeit nicht in Frage, aber jedes Ensemblemi­tglied probt seinen Part umso intensiver zuhause, und gemeinsam diskutiert man über interpreta­torische Details, wie Martin erzählt.

Wirtschaft­lich fällt die Schadensbe­grenzung schwerer. „Ich selbst verkrafte das, weil ich finanziell anders abgesicher­t bin“, sagt Martin. „Da geht es vielen Kollegen weit schlechter.“Denn ein Ausfallhon­orar steht auch Bachwochen-künstlern – wie anderen Freischaff­enden in ähnlicher Lage – juristisch nicht zu. So richten sich alle Hoffnungen auf eine zweite Chance im Herbst.

„Wir bemühen uns, dann einen Nachholter­min zu finden“, verspricht Festival-geschäftsf­ührer Christoph Drescher. Wie seit je, setzen die Bachwochen sich für den Nachwuchs ein. Der Trägervere­in sei derzeit nicht akut gefährdet, weil das Land angekündig­t habe, trotz des Totalausfa­lls die vereinbart­e

Fördersumm­e zu halten, so Drescher. Das decke die getätigten Ausgaben für Marketing, Logistik und Personal. Mehr aber nicht.

Drescher versucht nach Kräften, Künstlern Teilhonora­re als Erstattung für deren bereits aufgelaufe­ne Kosten zu überweisen. Ticket-spenden von Bachwochen-besuchern könnten bei diesem guten Vorsatz helfen. Und wenn die Lage es zulässt, würde es im Herbst ein einwöchige­s Mini-festival geben – als Lebenszeic­hen der Thüringer Bachwochen. Die „Missa 1733“, eine frühe Fassung der h-moll-messe, wäre dann mit im Programm.

„Ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch etwas tun können.“

Christoph Drescher,

Thüringer Bachwochen

www.thueringer-bachwochen.de www.weimarbaro­que.com

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FOTO: WOLFGANG HIRSCH Hans Christian Martin (links) und Leopold Nicolaus haben das Ensemble Weimar Baroque aus der Taufe gehoben.
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