Thüringer Allgemeine (Gotha)

Brückenbau auf dem Tablet

Pilotproje­kt der Baubranche erforscht Vorteile der Digitalisi­erung bei Straßenpro­jekten

- Von Bernd Jentsch

Ettersburg. Thüringens Baubranche will den dominieren­den Trend dieses Jahrhunder­ts für sich nutzen: die Digitalisi­erung. „Wir haben es geschafft, Vertreter der gesamten Wertschöpf­ungskette eines Projektes – vom Bauherren bis zum Nutzer – an einen Tisch zu bringen“, freute sich die Geschäftsf­ührerin des Verbandes baugewerbl­icher Unternehme­r Thüringen, Bettina Haase, über ein aktuelles Pilotproje­kt zum Thema BIM. Am „Building Informatio­n Modelings“, so Haase, komme nicht vorbei, wer von Digitalisi­erung im Bau spricht. Digital gestütztes Planen, Bauen und Betreiben verspreche viele Vorteile.

Bislang sei diese Methode vor allem von Architekte­n und Baufirmen im Hoch- und Wohnungsba­u genutzt worden, nun wolle man sie für den Straßen- und Tiefbau einsetzen, erklärte der Präsident des Thüringer Landesamte­s für Bau und Verkehr, Hans-Karl Rippel. Das Amt ist Auftraggeb­er der Ortsumgehu­ng Zeutsch der Bundesstra­ße B88. Eine Brücke dieser Straße zwischen Jena und Rudolstadt dient nun als Pilotproje­kt.

Neben dem Landesamt sind die Bauhaus-Universitä­t Weimar sowie die Fachhochsc­hule Erfurt als wissenscha­ftliche Partner an dem Forschungs­projekt zur „risikoarme­n Erprobung und Implementi­erung der BIM-Methode anhand eines realen Infrastruk­tur- oder Straßenbau­projektes“beteiligt.

Eine entspreche­nde Kooperatio­nsvereinba­rung unterzeich­neten auf Schloss Ettersburg bei Weimar zudem Vertreter vom Bauindustr­ieverband Hessen-Thüringen, der Ingenieurk­ammer Thüringen, dem Verband baugewerbl­icher Unternehme­r Thüringen und der Vereinigun­g der Straßenbau- und Verkehrsin­genieure Thüringen.

„Ein BIM-Projekt ist erstmalig sicher personalin­tensiv“, räumt Bettina Haase ein. Doch perspektiv­isch werde es den Personalbe­darf verringern, angesichts des Fachkräfte­problems enorm wichtig. „Darüber hinaus machen wir damit Bauberufe attraktive­r“, ist Haase überzeugt. Statt des Bauplanes auf dem Papier nutze man die Daten per Tablet.

Man habe die vorhandene Brücke bei Zeutsch ausgewählt, weil es schwierig sei, Unternehme­n, die im Wettbewerb zur Errichtung eines Vorhabens stehen, zu einer Kooperatio­n

zu bewegen, erklärte Thomas Koppe, Geschäftsf­ührer des Ingenieurb­üros für Verkehrsan­lagen Inver in Erfurt. Es hat die Brücke entworfen und den Bau betreut.

„Die digitale Nachmodell­ierung des Vorhabens gibt uns zudem die Möglichkei­t, schrittwei­se zu testen, was sich bewährt, und bei einem falschen Ansatz zurückzuge­hen und neue Wege zu untersuche­n“, so der

Präsident des Ingenieurk­ammer Elmar Dräger. Eine Mitwirkung an dem Vorhaben, das vom Wirtschaft­sministeri­um unterstütz­t wird, stehe allen Unternehme­n der beteiligte­n Verbände sowie Behörden offen, die eigene BIM-Kompetenz einbringen oder aufbauen wollen. Über die Ergebnisse werden die Projektpar­tner informiere­n und publiziere­n, kündigte Dräger an.

 ?? FOTOS (2): THOMAS SPANIER ?? Die neue Ortsanbind­ung Zeutsch der B 88 aus Richtung Uhlstädt ist inzwischen komplett ausgebaut und asphaltier­t. Noch in diesem Herbst soll der Verkehr über den neuen Straßenabs­chnitt rollen. Die Errichtung der Brücke 01 (kleines Bild) wird nun digital nachgespie­lt.
FOTOS (2): THOMAS SPANIER Die neue Ortsanbind­ung Zeutsch der B 88 aus Richtung Uhlstädt ist inzwischen komplett ausgebaut und asphaltier­t. Noch in diesem Herbst soll der Verkehr über den neuen Straßenabs­chnitt rollen. Die Errichtung der Brücke 01 (kleines Bild) wird nun digital nachgespie­lt.

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