Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Traumehe kriselt
Weltmeister Kevin Großkreutz steht bei Borussia Dortmund auf dem Abstellgleis
(SID/dpa/sz) - Echte Liebe ist es derzeit nicht. Die vermeintliche Traumehe zwischen Kevin Großkreutz und Borussia Dortmund kriselt. Mit seinen öffentlichen Klagen über die fehlende Gesprächsbereitschaft der Vereinsführung sorgte der Weltmeister für Misstöne. Langsam aber sicher scheint auch Thomas Tuchel des Themas überdrüssig. Der neue BVB-Trainer startete einen Versuch, die Wogen zu glätten: „Zwischen uns ist alles in Ordnung. Seine Kritik war ja nicht gegen mich gerichtet.“
Wie sensibel das Thema ist, bekamen alle Beteiligten am Samstag beim 2:0 im Test gegen Betis Sevilla zu spüren. Bei seiner Einwechslung zur Pause wurde Rekonvaleszent Großkreutz von den Fans gefeiert. Trotz diverser Eskapaden genießt der in der Revierstadt geborene Profi beim BVB-Anhang noch immer große Popularität. Keiner weiß das besser als Michael Zorc: „Kevin ist ein Dortmunder Urgestein und identifiziert sich total mit dem BVB.“
Dennoch verspürt der Sportdirektor derzeit offenbar wenig Lust, den 2016 auslaufenden Vertrag mit dem Dauerläufer zu verlängern. Zum Leidwesen von Großkreutz. „Ich bin tief enttäuscht, dass schon seit Wochen in Dortmund keiner mehr mit mir geredet hat“, klagte er unlängst via „Bild“. Schon eine Woche zuvor hatte er nach dem Test in Luzern (4:1) seine Zukunft beim BVB infrage gestellt. Flugs blühten Spekulationen, wonach Köln interessiert sei. Von FCGeschäftsführer Jörg Schmadtke kam ein schnelles Dementi.
Mit seinen Vorstößen erwies sich Großkreutz einen Bärendienst. „Ich bin enttäuscht, dass er sich zum zweiten Mal öffentlich zu diesem Thema äußert. Das entspricht nicht dem, was wir vereinbart haben“, klagte Tuchel. Auch Zorc kritisierte: „Wenn er den Wunsch hat, mit uns zu reden, stehen wir gern zur Verfügung. Er soll jetzt erst einmal sehen, dass er wieder fit wird.“
Die Gesundheitsprobleme von Großkreutz sind ein Grund für die stockenden Verhandlungen. Knieprobleme zwangen ihn zu einer monatelangen Pause. Erst nach der Diagnose eines Zahnarztes, dass eine Kieferschiefstellung auf das Knie ausstrahlt, ging es aufwärts. Beim Test in Luzern und gegen Sevilla sammelte Großkreutz Spielpraxis. Von der alten Form ist er jedoch ein gutes Stück entfernt. Nicht zuletzt deshalb äußerte Tuchel Verständnis für die Zurückhaltung der Klubspitze: „Ich halte es für normal, dass der Verein derzeit nicht mit ihm spricht, weil er selbst vor vier Wochen ja noch Zweifel geäußert hat, ob er überhaupt wieder würde spielen können.“
Ob Großkreutz weiter das BVBTrikot trägt, wird sich bald weisen. Die Transferperiode endet am 31. August. „Natürlich kann es sein, dass ich wechseln werde. Ja, das kann passieren. Aber wenn, möchte ich hier vernünftig gehen“, erklärte Großkreutz.
Am besten mit einem Tor gegen Wolfsberg im Europa-League-Rückspiel am Donnerstag (20.30/ARD). Nach dem 1:0 ist der BVB klar Favorit.