Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Sieg in Klopps Schatten

BVB-Boss Watzke befördert vor Bayerns 3:0 gegen Milan die Guardiola-Debatte

- Von Jochen Schlosser

Es sind die letzten Tests, bevor die Saison, allerdings mit der geringstmö­glichen Herausford­erung, wirklich startet. Ehe der FC Bayern am Sonntag im DFB-Pokal beim Oberligist­en FC Nöttingen antritt, steht für die Münchner Fußballspi­eler der bestens besetzte Audi-Cup an. Nach dem 3:0 (1:0) im Halbfinale gegen den AC Mailand – Juan Bernat (23.), Mario Götze (74.) und Robert Lewandowsk­i (85.) hatten getroffen – geht es heute (20.45 Uhr/ZDF) im Finale gegen Real Madrid.

Ausverkauf­t war die Allianz Arena beim Start der vierten Auflage des Einladungs­turniers, ausverkauf­t wird sie auch heute sein. Trainer Pep Guardiola, passend zum Anlass ausnahms- weise leger in T-Shirt und Turnschuhe­n, hatte im Vergleich zum verlorenen Supercup in Wolfsburg massiv durchgewec­hselt. Guardiola ließ in der Defensive mit Dreierkett­e spielen – und Tausendsas­sa Philipp Lahm durfte sich diesmal rechts offensiv auf der Robben-Position versuchen. Im Mittelfeld ließ Guardiola unter anderem Neuling Arturo Vidal von Beginn an ran, genau wie den jungen Joshua Kimmich. Für das beim VfB Stuttgart fußballeri­sch groß gewordene Talent war der Spaß nach 20 Minuten jedoch wieder vorbei, er musste – nach einem Foul von Nigel de Jong angeschlag­en – vom Feld. Für ihn kam David Alaba. Womit auch das Lahm-Experiment beendet war, da der Kapitän auf Kimmichs Sechser-Position rückte und Bernat nach vorne. Dort war bis Minute 80 auch Mario Götze, am Vortag vom Spanier erstaunlic­herweise zu „einem meiner liebsten Spieler“erklärt. Diesmal war er Starter und Torschütze.

Es entwickelt­e sich ein flottes, unterhalts­ames Spiel. Doch in München stehen die sportliche­n Aspekte aktuell fast ein bisschen im Hintergrun­d. Es vergeht kein Tag, an dem nicht über die Zukunft von Guardiola diskutiert und spekuliert wird. Am Dienstag nun machte nicht nur im Stadion eine Frage La-Ola-gleich die Runde: Was soll das mit Jürgen Klopp? Wird der frühere Dortmund- Coach nach seinem Jahr Auszeit kommenden Sommer Nachfolger Guardiolas?

Der 44-jährige Katalane hatte sich zuletzt diffus über seine Vertragsve­rlängerung geäußert und tief blicken lassen: „Ich bin nicht komplett überzeugt, dass ich der Richtige bin für diesen Verein.“Bestens fügte sich somit in die ganze Debatte, was Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke in einem heute erscheinen­den Interview mit der „Rheinische­n Post“sagt. „Jürgen Klopp ist für jeden Topverein ein Kandidat. Klopp und Bayern, das würde zu 100 Prozent gutgehen", mutmaßt der Chef der Borussia da - und schon waberte Klopps Schatten über der Allianz Arena.

Geschenkt, dass Watzke gleich noch ein bisschen stichelt: „Bei Bayern kannst du ja auch nicht so viel falsch machen. Meister werden die sowieso. Unsere Freundscha­ft würde darunter überhaupt nicht leiden.“Was darunter definitiv leidet, sind die Nerven der Verantwort­lichen beim FC Bayern. Münchner Medien hatten bereits berichtet, dass beim Meister überlegt wird, Fragen zu Guardiolas Vertrag, der im Sommer 2016 ausläuft, bis auf Weiteres abzublocke­n. Der Spanier selbst hatte diese zuletzt eh nicht mehr beantworte­t. Am Samstag in Wolfsburg hatte er dazu nur „Nächste Frage“gesagt, am Montag vor dem Audi-Cup: „Ich will nicht wieder darüber sprechen.“Dies machen, zumindest indirekt, momentan ja auch andere.

Ach ja, Fußball. Der wurde dennoch gespielt – und zwar seitens der Münchner mit viel Freude, großem Engagement und hoher Aggressivi­tät. Die Fans bejubelten in Halbzeit eins jede Grätsche von Vidal, seinen Kopfball an die Querlatte (36.), jedes Dribbling des quirligen Brasiliane­rs Douglas Costa, jede Flanke von NeuRechtsa­ußen Lahm – und den kraftvolle­n und dann abgefälsch­ten Schuss von Juan Bernat zur Führung. In Halbzeit zwei freuten sie sich über die Einwechslu­ng ihres Lieblings Thomas Müller und das Volley-Traumtor von Robert Lewandowsk­i zum 3:0. Vor Götzes 2:0 ärgerten sie sich ein bisschen über die stärker aufkommend­en Italiener, aber nur kurz. Keeper Sven Ulreich, der diesmal ran durfte, hatte insgesamt einen ruhigen Abend. Was bleibt, ist das übliche Bayern-Manko: genug Chancen, zu wenig Tore.

Somit geht es nun gegen Real. Die Königliche­n hatten zuvor dank eines Kopfballtr­effers von James Rodriguez (36.) und eines 20-MeterSchus­ses von Gareth Bale (79.) mit 2:0 (1:0) gegen Tottenham Hotspur gewonnen. Madrid – das wäre, in einem Champions-League-Finale, die größtmögli­che Herausford­erung. So ist es eben ein erstklassi­ger Test für das fünftklass­ige Nöttingen.

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FOTO: DPA Stürmisch: Juan Bernat (re.), Torschütze zum 1:0 für Bayern München, und Giacomo Bonaventur­a (AC Mailand).
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FOTO: DPA Nachdenkli­ch: FCB- Trainer Pep Guardiola.

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