Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auf und nieder – immer wieder!

Wie Büroarbeit­er Rückenleid­en vorbeugen

- Von Susanne Ehlerding Broschüren

(dpa) - Millionen Deutsche verbringen ihren Arbeitstag sitzend. Sie bewegen sich wenig und starren auf einen Monitor. Die Folgen: Büroarbeit­er sind besonders häufig von Beschwerde­n der Muskeln und des Skeletts betroffen. Laut der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin (Bua) klagen 40 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen über Nackenschm­erzen. Kreuzschme­rzen hat etwa jeder Zweite.

Dagegen kann man etwas unternehme­n. Zwischendu­rch immer mal aufzustehe­n und kleine Gymnastikü­bungen für die Durchblutu­ng und die Beweglichk­eit zu machen, ist relativ einfach. Man muss es nur tun. Außerdem hilft es, den Arbeitspla­tz gut einzuricht­en.

Tief blicken lassen

Der Monitor sollte so eingestell­t sein, dass man auf ihn herabschau­t, sagt Professor Karsten Kluth, Experte für Arbeitswis­senschaft und Ergonomie an der Universitä­t Siegen. Das ist entspannen­der für Augen und Nacken. „Dauerhaft nach oben zu schauen, ist dagegen die Hölle für die Wirbelsäul­e, und für die Nackenmusk­ulatur sowieso.“

Andreas Stephan, Leiter des Prävention­sfelds Büro bei der gesetzlich­en Unfallvers­icherung VBG, empfiehlt zum Sitzen einen höhenverst­ellbaren Bürodrehst­uhl mit verstellba­ren Armlehnen. Wenn sich die Sitztiefe ändern lässt, umso besser. Ein Gymnastikb­all ist laut Karsten Kluth nicht empfehlens­wert: „Sie brauchen eine Lehne. Sonst werden Sie krumm im Rücken und verspannen.“

Wer schon unter Rückenprob­lemen leidet und einen sogenannte­n orthopädis­chen Stuhl braucht, kann dafür einen Zuschuss von bis zu 435 Euro bei der Deutschen Renten- versicheru­ng beantragen. Die Formulare müssen zum großen Teil von einem Arzt ausgefüllt werden.

Zum Tippen empfiehlt Karsten Kluth eine Tastatur, bei der die Tasten auf zwei im Winkel zueinander stehenden Flächen verteilt sind. Zudem sollte die Tastatur idealerwei­se flach sein. „Die kleinen Hebel zum Schrägstel­len sollte man nicht benutzen, da man sonst beim Schreiben die Handgelenk­e zu sehr anwinkeln muss“, rät Andreas Stephan.

Was die Maus angeht, schnitt die sogenannte Ergomaus in einem Test der Uni Siegen nicht gut ab, berichtet der Experte. Im Gegensatz zu einer normalen Maus müsse man hier die Bewegungen nämlich aus dem Unterarm machen. Hervorrage­nd habe dagegen die Rollermous­e funktionie­rt. Hier werden die Bewegungen mit einem langen Stab und einem kleinen Tastenfeld ausgeführt. Eine Standardma­us sei auch okay.

Blendung und Reflexion durch Licht sollte man beim Arbeiten am Computer möglichst vermeiden. „Sie sind bei einem Lichteinfa­ll von der Seite am geringsten“, sagt Andreas Stephan. „Wir brauchen aber auch Tageslicht für unseren Biorhythmu­s. Wer also kein seitliches Licht am Arbeitspla­tz hat, sollte Fenster nur teilweise verschatte­n.“

Eine künstliche Beleuchtun­g sollte mindestens 500 Lux haben und ebenfalls reflexions- und blendfrei sein, sagt Stephan. Bei einer LED-Beleuchtun­g ist darauf zu achten, dass die Leuchte mattiert ist. Außerdem gebe es viele LED-Leuchten, die schlecht gebaut seien und daher viele Schatten werfen. „Das nervt richtig“, hat Karsten Kluth bei Tests mit seinen Studenten festgestel­lt.

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FOTO: OH Obwohl viele Beschäftig­te nur leichte körperlich­e Arbeit leisten, sind Rücken- und Nackenschm­erzen zu Volksleide­n geworden.

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