Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mann rettet 80-Jährigen aus der Iller

Verlassene­r Rollator am Flussufer macht einen 26-Jährigen neugierig – Gut reagiert

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(sz) - Neugierde, Zivilcoura­ge und eine gehörige Portion Mut haben am Sonntagnac­hmittag einen 26-Jährigen in der Nähe von Senden zum Lebensrett­er werden lassen. Der Mann aus Dietenheim zog einen 80-Jährigen, der zu ertrinken drohte, aus der Iller.

Auslöser der Rettungsak­tion war ein verlassene­r Rollator, den André Reiner und seine Freundin Diana Rueß am frühen Nachmittag am Ufer der Iller entdeckten. „Wir waren auf dem Rückweg von einer Fahrradtou­r und haben uns gewundert, warum der Rollator da so alleine steht“, erzählt Reiner im Gespräch. Während manch einer wohl darüber hinweg sehen und weiter fahren würde, hielt das junge Paar an und sah nach dem rechten – und das war dringend nötig, wie sich herausstel­len sollte.

Denn am Rand der Iller fanden sie einen 80-Jährigen, der versuchte, sich im seichten Wasser das Leben zu nehmen. Als er merkte, dass sich jemand ihm näherte, reagierte er nach Angaben von Reiner aggressiv, lief in die Mitte des Flusses und ließ sich abtreiben. „Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich tun sollte. Ich wusste ja auch nicht, wie die Strömungen an dieser Stelle so kurz vor dem Stauwehr sind“, so André Reiner.

Nach kurzer Absprache mit einem zweiten hinzugekom­menen Pärchen fackelte er dann aber nicht mehr lange. Er zog sich bis auf die Unterhose aus, sprang in das bis zu zwei Meter tiefe Wasser und zog den völlig unterkühlt­en und fast bewusstlos­en Rentner wieder aus der Iller. Am Ufer angekommen, leistete dann eine 43-jährige Frau Erste Hilfe, ehe der gerufenen Rettungsdi­enst den 80-Jährigen in seine Obhut nahm und ins Krankenhau­s brachte.

Viel Lob von der Polizei

Reiner und seine Freundin setzten schließlic­h ihre Radtour fort – der folgenschw­ere Zwischenst­opp ließ sie so schnell aber noch nicht wieder los. „Da denkt man schon noch eine Weile drüber nach“, sagt Reiner. „Ich würde es jedes Mal wieder so machen“, lautet schlussend­lich sein Fazit.

Hauptkommi­ssar Thomas Merk, stellvertr­etender Leiter der Polizeista­tion Senden, sieht das genauso und ist voll des Lobes für die Lebensrett­er von der Iller. „Sie haben alles richtig gemacht. Sie waren aufmerksam und haben dann auch Verantwort­ung übernommen – das wird in der heutigen Zeit leider immer seltener“, sagt er, betont aber auch, dass sich jeder Helfer sicher sein sollte, dass er sich nicht selbst in Gefahr begibt.

„An dieser Stelle war die Strömung nicht sonderlich gefährlich, weiter in Richtung Wehr kann das ganz anders aussehen“, so Merk: „Wichtig ist, sich selbst und die Situation richtig einzuschät­zen und vor allem, gleichzeit­ig einen Notruf abzusetzen.“

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