Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Comedy im Schwabenalter
Hillus Herzdropfa erzählen am Blaubeurer Blautopf über 40 Jahre Dummheiten auf dem Weg zur Klugkeit
- In Bestform haben sich vor mehr als 500 Zuschauern die Komiker von Hillus Herzdropfa am Freitag bei der Sommerbühne am Blaubeurer Blautopf präsentiert. Hillu Stoll und Franz Auber aus Justingen alias Lenale und Maddeis machten schon klar, worum es ging, ohne auch nur ein Wort zu sagen: In weißer Schrift auf roten T-Shirts verkündeten sie ihre Maxime: „Mit dr Dommhoit isch des so, selbr merkt ma nix dr vo.“
Gescheit und resolut trat „Gasgeberin“Hillu Stoll auf, die gerne das Heft in der Hand hält, beispielsweise wenn sie von einem siegreichen Rennen gegen einen „E-Biker“mit ihrem Massey Fergusson Bulldog erzählt. Denn sie ließ das Mähwerk herab, um zu siegen. Franz Auber dagegen spielte eher das, was der Schwabe einen „saudomma Lampa“respektive „Siacha“und „Doigaffa“nennen würde. Ein liebenswerter und vorwitziger Lausbub – auch im höheren Alter.
Als der Maddeis und das Lenele noch „kleine Saicher“waren, da hat die sympathische Auseinandersetzung der Dummheit im Zweigespräch ja schon begonnen. Wobei Lenale mit ihren mehr als 50 Jahren behauptet, den schwäbischen Frauen wäre die Weisheit ins „Neschdle glegt“, nur die Männer bräuchten 40 Jahre Anlauf für die Weisheit. Weil das Duo seit dem 40. Lebensjahr als Herzdropfa die Menschen unterhält, heißt das Programm treffend „Im Schwabenalter“.
S’ Maddeisle mault auf jeden Fall im blaua Strampler, er hätte „sei Kigale“verloren. Das „Baby-Lenale“wählt den Publikums-Joker: „Händ ihr des Kigale gfunda, der macht ällaweil fudd, wääga, denner bleeda Boll.“Doch das kleine Kügelchen findet sich nicht und Franz Auber fügt mit einem lausbübischen Grinsen hinzu, dass er halt ein neues Kügelchen macht – und steckt den Finger genüsslich in die Nase.
Frauensuche und Aufklärung
Schon als Kind wusste der Maddeis, wo denn die Kinder herkommen. „Wissad se mir do hanna sind arme Leid, do macht der Vadder d’ Kender no selber“, antwortete er einst seinem Lehrer. Und nun sucht der Maddeis eine Frau: „Ehm wär des egal gwea, aber d’ Muader hätt da Hof nemme aloi verschaffa kenna, do hätt se am gsaid, do miast a Weib her“, erklärte Hillu.
Und so berichtete das Duo von der Suche nach der passenden Frau: Da gab es die Lena, die kein Blatt vor den Mund nahm, was ihre Bedürfnisse betraf. So stieg sie ins Gespräch mit dem Maddeis in dessen Dreißigern wie folgt ein: „Guck me a, i be rondrom scheh.“Schlagfertig erwiderte Maddeis: „Jo, aber do brauch e au a Weile bis ih drom rom komm.“So fanden Maddeis und Lena zusammen, zeugten Kinder – und ernteten spöttische Bemerkungen von Hillu: „Bei dir hättet se, da Storch schon beim Zielanflug abschiaßa solla.“
Weil der Maddeis nicht sicher war, ob’s Lenale Recht hätte mit ihrer Ansicht über das späte Einsetzen von Klugheit bei Männern, wollte er seinen Buben über das Kinderkriegen aufklären. Also sagte er ihm: „Woisch der Osterhas und der Nikolaus, des war boides i.“Darauf der Sohn, ganz der Vater: „Osterhas und Nikolaus warsch du, aber der Storch des war emmer der Nachbars Karle – oder wo moischt, worom i so scheh beh?“
Lachend quittierte das begeistete Publikum am Blautopf die Witze des dynamischen Duos. Dass die Weißheit mit dem Alter kommt, steht noch nicht fest. Seit diesem Abend aber dürfte sicher sein, dass zumindest der Humor mit jedem gelebten Jahr besser wird: „So gut waren sie schon lange nicht mehr“, sagte nämlich ein langjähriger Kenner Herzdropfa. Und Dummheit ist nicht schlimm, wussten die Besucher der Blautopfbühne nach dem Auftritt von Hillu Stoll und Franz Auber. Denn eine Weisheit des Abends lautete: „Dummheit ist nicht schlimm, Hauptsache man hält das Maul dabei.“
„Wissad se mir do hanna sind arme Leid, do macht der Vadder d’ Kender no selber.“
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