Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Alles andere als langweilig
Halbschatten (ARD, Mi., 22.45 Uhr)
- „Berliner Schule“nennt sich der Regiestil, der bewusst auf wenig Handlung und Schnitte setzt. Ruhige Kameraeinstellungen dominieren; gesprochen wird nicht viel. Das deutsch-französische Drama aus dem Jahr 2013 ist ein Paradebeispiel für diese Stilart.
Anne Ratte-Polle spielt die Enddreißigerin Merle, die mit ihrem Geliebten ein paar schöne Tage in dessen Ferienvilla in den Hügeln hoch über der französischen Riviera verbringen möchte. Doch Romuald, der während der 90 Minuten nur einmal auftaucht, ist gar nicht da – beruflich verhindert. Merle findet dafür Felix (Leonard Proxauf) und Emma (Emma Bading) vor, seine beiden halb- wüchsigen Kinder. Die drei versuchen, miteinander klarzukommen, was mal mehr, mal weniger gut klappt. Zu sagen haben sie sich eigentlich nichts. Dabei könnte alles so schön sein: Das Haus ist traumhaft, das Wetter herrlich, das Meer blau, die Landschaft wunderschön. Das alles setzt Regisseur Nicolas von Wackerbarth gekonnt in Szene. Obwohl man angesichts der Sprachlosigkeit dieser Zufallsgemeinschaft manchmal kaum hinschauen kann, gelingt es auf der anderen Seite genauso wenig, den Blick abzuwenden. Irgendwas muss da doch noch kommen.
„Halbschatten“ist ein Film, der wunderbar in eine laue Sommernacht passt. Zwar gänzlich ohne Action, aber nie langweilig.