Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Vorarlberg und Schwaben sind verflochten
Handel mit Baden-Württemberg und Bayern macht das kleine Nachbarland reich
- „Es gibt einige Vorarlberger Unternehmen, die Produkte aus Baden-Württemberg beziehen“, sagt Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg. Über Zahlen verfügt er nicht. Gefühlsmäßig seien die Importzahlen aber recht hoch. Umgekehrt beziehen auch einige Unternehmen aus dem Schwabenland Vorarlberger Produkte. „Und das nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch in der Praxis“, sagt Martin Ohneberg. Der Präsident der Industriellenvereinigung und Chef des Dornbirner Unternehmen Henn weiß es genau. Zum Kundenkreis des Zulieferers gehören namhafte Automobilbetriebe in Stuttgart.
Andere bekannte Vorarlberger Betriebe verfügen über Niederlassungen in Baden-Württemberg. Der Harder Verpackungsspezialist Alpla – inzwischen in 40 Ländern weltweit vertreten – gründete 1964 seine erste Niederlassung außerhalb Österreichs in Markdorf (Bodenseekreis). Das Hörbranzer Familienunternehmen Rupp betreibt ein Schmelzkäsesowie Abpackungs- und Schneidewerk in Lindenberg (Landkreis Lindau), der Lauteracher Logistikriese Gebrüder Weiss hat eine Zweigniederlassung in Lindau und ist auch in Memmingen vertreten.
Wirtschaftlich sind Vorarlberg und Schwaben eng verflochten. Das kann Karlheinz Rüdisser auch mit Zahlen belegen. Der 60-Jährige ist gewissermaßen der Nils Schmid Vorarlbergs, der ÖVP-Politiker zeichnet verantwortlich für die wirtschaftlichen Belange Vorarlbergs. „Mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 2,5 Prozent im vergangenen Jahr ist unser Bundesland Wachstumssieger“, sagt der Landesrat nicht ohne Stolz.
Zurückzuführen ist das Wirtschaftswachstum vor allem auf stark exportorientierte Betriebe. Zu bekannten Größen zählt beispielsweise der Seilbahnhersteller Doppelmayr. Der Vorarlberger Außenhandel legte 2014 deutlich zu: Während in Österreich das Exportvolumen zum Vorjahr um 1,7 Prozent wuchs, waren es in Vorarlberg 5,5 Prozent. Insgesamt wurden Waren im Wert von 8,9 Milliarden Euro aus Vorarlberg versendet – nach Deutschland gingen Güter im Wert von 2,6 Milliarden Euro. „Zwei Drittel der Waren entfallen auf Baden-Württemberg und Bayern“, erklärt Rüdisser. Gleiches gilt für die Einfuhr. Deutschland ist das einzige Land, aus dem Österreichs Exportmeister mehr Waren einführt als ausführt.
Die Autorin ist stellvertretende Chefredakteurin der „Neuen Zeitung“
aus Vorarlberg