Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wir machen uns schuldig
Übergangen wird meist die Frage, ob sich Geld innerhalb eines Landes bewegt oder ob es das Land verlässt. Ob reiche Griechen, die keine Steuern bezahlen, den Gewinn im Land verprassen, was immerhin Arbeitsplätze erhält, oder ob sie das Geld ins Ausland schaffen. Den ganz großen Geldabfluss aus einem Land verursacht allerdings der Export-ImportMechanismus. Das läuft, etwas vereinfacht, so ab: Der Staat des Landes mit Importüberschuss bezahlt Gehälter, Renten, Arbeitslosenunterstützung. Aber die Bürger des Landes kaufen importierte Güter, und das Geld landet im Ausland. Um die nächsten Gehälter, Renten etc. zu bezahlen, muss der Staat das Geld zurückholen, indem er sich an das Exportland verschuldet (über das Bankensystem). Gleichzeitig gehen viele Unternehmen im Land pleite, weil die Bürger ja nicht bei ihnen, sondern im Ausland einkaufen. Der Staat muss nun noch mehr Arbeitslose unterstützen, seine Schulden steigen noch rascher. So führt das Außenhandelsdefizit zum Staatsdefizit. Indes müssten die Griechen, um Schulden abtragen zu können, beim Export ein Plus erzielen. Doch wie kann ein Kleinwagen das Rennen gegen einen Düsenjäger gewinnen? Wir machen uns hochgradig schuldig, wenn wir weiter nur den eiskalten Gesetzen des Marktes huldigen.
Neuenstadt am Kocher
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