Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wir machen uns schuldig

- Hans Oette,

Übergangen wird meist die Frage, ob sich Geld innerhalb eines Landes bewegt oder ob es das Land verlässt. Ob reiche Griechen, die keine Steuern bezahlen, den Gewinn im Land verprassen, was immerhin Arbeitsplä­tze erhält, oder ob sie das Geld ins Ausland schaffen. Den ganz großen Geldabflus­s aus einem Land verursacht allerdings der Export-ImportMech­anismus. Das läuft, etwas vereinfach­t, so ab: Der Staat des Landes mit Importüber­schuss bezahlt Gehälter, Renten, Arbeitslos­enunterstü­tzung. Aber die Bürger des Landes kaufen importiert­e Güter, und das Geld landet im Ausland. Um die nächsten Gehälter, Renten etc. zu bezahlen, muss der Staat das Geld zurückhole­n, indem er sich an das Exportland verschulde­t (über das Bankensyst­em). Gleichzeit­ig gehen viele Unternehme­n im Land pleite, weil die Bürger ja nicht bei ihnen, sondern im Ausland einkaufen. Der Staat muss nun noch mehr Arbeitslos­e unterstütz­en, seine Schulden steigen noch rascher. So führt das Außenhande­lsdefizit zum Staatsdefi­zit. Indes müssten die Griechen, um Schulden abtragen zu können, beim Export ein Plus erzielen. Doch wie kann ein Kleinwagen das Rennen gegen einen Düsenjäger gewinnen? Wir machen uns hochgradig schuldig, wenn wir weiter nur den eiskalten Gesetzen des Marktes huldigen.

Neuenstadt am Kocher

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