Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Im Moment ziehen wirklich alle an einem Strang“

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- Bei der Flüchtling­sbetreuung sollten Bund und Länder eine Verantwort­ungsgemein­schaft bilden, sagt Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat mit ihm in der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (LEA) Ellwangen gesprochen.

Die Kommunen ächzen unter dem Ansturm der Flüchtling­e. Wenn es im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e schneller ginge, würde das die Kommunen entlasten. Warum dauert es so lange?

Wir haben ja schon seit 2010, 2011 unsere Verfahren umgestellt. Ich habe allein bis zum 22. Juli über 136 000 Asylentsch­eidungen gefällt. Im gesamten Jahr 2010 waren es nur 48 000. Wir werden in diesem Jahr über 200 000 Fälle bearbeiten. Die schnellere­n Bescheide müssen allerdings auch umgesetzt werden, das müssen Länder und Kommunen machen. Nur gemeinsam können wir das stemmen. Der eine oder andere Bürgermeis­ter mag denken, „Wenn ihr schnell entscheide­n würdet, hätten wir keine Probleme“- aber unser System ist ein bisschen komplizier­ter. Leider.

Etwa die Hälfte der Menschen in den LEAs kommen aus sicheren Herkunftsl­ändern. Kann man mit denen nicht schneller verfahren?

Das ist ja der Plan. Wir haben seit dem 18. Juni eine Entscheidu­ng der Ministerpr­äsidenten und der Bundesregi­erung, dass wir uns in den LEAs auf die Länder mit einer hohen Zugangszah­l und einer geringen Bleiberech­tsperspekt­ive konzentrie­ren. Das wird jetzt in allen Ländern umgesetzt. Ziel ist, die Antragstel­ler nicht mehr aus den LEAs in die Kommunen zu verteilen, dazu muss das Bundesamt schnell entscheide­n. Wir haben allein im Juli 5000 Anträge von Albanern negativ beschieden. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten so weitermach­en, damit auch im Herkunftsl­and die Nachricht ankommt, dass Asyl kein Weg ist, um nach Deutschlan­d zu kommen und auf Dauer hierzublei­ben.

CSU-Chef Seehofer möchte Flüchtling­e vom Balkan gleich in andere Durchgangs­lager schicken.

Das ist im Prinzip genau der Beschluss, den alle Ministerpr­äsidenten am 18. Juni getroffen haben, nämlich die Konzentrat­ion der Antragstel­ler aus dem Westbalkan in den LEAs. Alle Länder tun dasselbe, nur bei Ministerpr­äsident Seehofer wird darüber diskutiert.

Es gibt politische Forderunge­n, dass die Finanzieru­ng der Flüchtling­sunterbrin­gung voll vom Bund

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FOTO: DPA

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