Saarbruecker Zeitung

Hier trainiert ein Bahnen-Golf-Weltmeiste­r

Am Hoferkopf in Bildstock wurde eine zweite Minigolfan­lage eröffnet. Und der Bahnen- Golf- Club hat einen weiteren Grund zu feiern: einen Weltmeiste­r in den eigenen Reihen.

- VON PETRA PABST

BILDSTOCK Man kann wieder zahlreiche Männer und Frauen mit Wischmob und Schieber beim Ausüben ihres Sports beobachten. Wie bitte? „Ja, wir Minigolfer werden gerne mitunter belächelt. Aber wir können behaupten, dass wir die einzige Sportart spielen, bei der Männer freiwillig zum Putzwerkze­ug greifen“, erklärt Stefanie Christmann augenzwink­ernd. Mit dem Mob werden Steinchen oder Laub von einer Bahn gefegt, mit dem Gummiabzie­her wird Feuchtigke­it entfernt. Nichts soll den geplanten Lauf des Golfballs ablenken, wenn er auf seinem Weg zum Ziel ist.

Dieser Tage herrschte reges Treiben auf der Minigolfan­lage des Bahnen-Golf-Clubs (BGC) Bildstock, denn es gab gleich zwei gute Gründe zu feiern. Das zweite, schön hergericht­ete Gelände mit der neuen Miniaturgo­lf-Anlage wurde am Sonntag offiziell eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Mit insgesamt 18 Eternit-Bahnen ergänzt die neue Anlage samt ihren schattensp­endenden Bäumen die wenige Schritte darüber stehende alte Anlage mit ihren 18 Bahnen aus Beton. Insgesamt rund 60 000 Euro und viele Arbeitsstu­nden hat der Verein in diese neue Anlage investiert. Unterstütz­ung vom Land oder von Sponsoren gab es nicht. Das Gelände wurde in monatelang­er Eigenleist­ung vorbereite­t, für die Bahnen bepflaster­t und umzäunt. Die Bahnen selbst mit Bezeichnun­gen wie „Niere“, „Blitz“, „Schleife“, „Brücke“, „Passage“, „Doppelwell­e“oder „Salto“konnte der Verein von einem Minigolfcl­ub in MannheimSa­ndhofen übernehmen. Schon im Frühjahr 2020 waren die demontiert­en Bahnen mit einem Sattelschl­epper abgeholt und zwischenge­lagert worden. „Zuvor waren sie in einer Halle installier­t und hatten noch nie Regen oder Sonne abbekommen“, sagte Vereinsche­f Thomas Christmann.

Pünktlich um 11 Uhr durchschni­tt Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD) gemeinsam mit dem Regionalve­rbandsbeig­eordneten Jörg Schwindlin­g (CDU) symbolisch das rote Band am Eingang zur neuen Anlage. Für die Gäste, die zum Teil von weither angereist waren, gab es Sekt. Konkurrenz­denken gibt es unter Minigolfer­n selten. Man kennt sich von Turnieren und ist untereinan­der befreundet. „In den Farben getrennt, doch in der Sache vereint!“, erklärte Barbara Friese vom BGC Uerdingen fröhlich.

Sie probiert gerade die neue Anlage aus und ist begeistert. In ihrer Tasche trägt sie viele Dutzend bunte Golfbälle mit ganz unterschie­dlichen Eigenschaf­ten: während die einen springen wie ein Flummi, liegen andere schwer am Boden. Die Auswahl ist eine Wissenscha­ft für sich: „Die Bälle können aus Acryl, Kautschuk, Gummi, Kunststoff oder sogar Glas gefertigt sein, denn jede Bahn und jedes Hindernis stellt andere Herausford­erungen dar. Sie sind im Prinzip das Teuerste in der Ausrüstung – von 20 bis zu 150 Euro und mehr zahlt ein Profisport­ler für seine bevorzugte­n Bälle“, erklärt sie.

Die neue Anlage eröffnet dem Verein viele Möglichkei­ten. Nun können noch mehr Ligaspiele und Meistersch­aften geplant werden. Für 2024 ist die deutsche Jugendmeis­terschaft ins Auge gefasst. Dafür braucht es immer wenigstens zwei unterschie­dliche Bodenbesch­affenheite­n der Bahnen. Zum Feiern gab es aber noch einen weiteren Anlass: „Seit 10. August haben wir einen Weltmeiste­r in unserem Club.“Der Vorsitzend­e Thomas Christmann ist mächtig stolz. Bei der Weltmeiste­rschaft in Murnau, an der elf Nationen teilgenomm­en hatten, gewann der zwölf Jahre alte Jugendspie­ler Sky Joèl Kaspar aus Spiesen Gold in seiner Altersklas­se und gehört damit ab sofort zum Nationalka­der. Erst vor vier Jahren ist er zu diesem Sport gekommen und zeigt sich als Naturtalen­t. „Meine Oma hatte mich zum Minigolf mitgenomme­n. Hier war ich sofort Feuer und Flamme und wurde von Vereinsmit­gliedern wie Frank Bonenberge­r oder Matthias Renz inspiriert, weiterzuma­chen. Was mir daran gefällt, ist, dass es Konzentrat­ion und Ballgefühl fördert und den Teamgeist stärkt“, erzählt der Gymnasiast. Mit einem solchen Erfolg hatte er jedoch nicht gerechnet. Bei der deutschen Meistersch­aft im Juni hatte er noch den dritten Platz belegt. Bei der Weltmeiste­rschaft brauchte er dann insgesamt nur 19 Schläge für 18 Bahnen. Nun darf er mit sechs anderen Jungs und vier Mädchen aus seiner Altersklas­se mit Bundestrai­nern arbeiten.

Stolz zeigt er sein Können: legt den Ball ab, fokussiert das Ziel in etwa drei Meter Entfernung, lässt den Schläger mehrmals langsam über den Ball schwingen, um in Gedanken den Schlag auszuführe­n und holt schließlic­h aus. Mühelos überwindet die Kugel das Hindernis und landet mit einem sogenannte­n „Hole-in-one“– mit einem einzigen Schlag – im Zielloch.

 ?? FOTOS: PETRA PABST ?? Besser geht’s nicht_ Mit großem Geschick und viel Gefühl platziert Bahnen-Golfer Sky Joèl Kaspar den Ball mit einem optimal berechnete­n Schlag im Ziel.
FOTOS: PETRA PABST Besser geht’s nicht_ Mit großem Geschick und viel Gefühl platziert Bahnen-Golfer Sky Joèl Kaspar den Ball mit einem optimal berechnete­n Schlag im Ziel.
 ?? ?? Stolz präsentier­t der neue Weltmeiste­r Sky Joèl Kaspar (12) seine Medaille.
Stolz präsentier­t der neue Weltmeiste­r Sky Joèl Kaspar (12) seine Medaille.

Newspapers in German

Newspapers from Germany