Mexiko versinkt in Gewalt
Pro Tag 100 Morde. Angriff auf Rathaus. Nobelpreisträger Vargas Llosa warnt vor „perfekter Diktatur“
Mexiko-Stadt Mexiko kommt nicht zur Ruhe. Bei einer Schießerei zwischen Mitgliedern eines Drogenkartells und Sicherheitskräften am Samstagmittag im Norden Mexikos sind mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Unterdessen hat sich der aus Peru stammende Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa, 83, in Mexiko-Stadt besorgt geäußert, dass das Land erneut zu einer „perfekten Diktatur“wird.
Eine bewaffnete Gruppe hatte am Samstag in der Kleinstadt Villa Unión nahe der US-Grenze das Feuer unter anderem auf das Rathaus eröffnet. Es kam zu einer bewaffneten Auseinandersetzung. Unter den Toten sind vier Polizisten und zehn Angreifer, hieß es. Weitere Getötete sind womöglich Unbeteiligte.
Angehörige eines Drogenkartells hatten erst am 4. November auf einer Landstraße im Norden Mexikos eine mormonische Großfamilie USamerikanischer Herkunft angegriffen. Sie erschossen sechs Kinder im Alter zwischen acht Monaten und elf Jahren sowie drei Frauen.
Mexiko versinkt seit Jahren in Gewalt. Im vergangenen Jahr wurden in dem 130-Millionen-Einwohner-Land mehr als 36 000 Morde registriert – also rund 100 pro Tag. Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressungen verwickelt sind.
Ein Jahr nach dem Amtsantritt des linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador fürchtet nun Literaturnobelpreisträger
Mario Vargas Llosa, dass das Land wieder zu einer „perfekten Diktatur“wird. Vargas Llosa hatte einst die Regierungszeit der Staatspartei PRI als „perfekte Diktatur“bezeichnet, die in Mexiko von 1929 bis 2000 ohne Unterbrechung herrschte. Präsident López Obrador hatte bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr zwar angekündigt, mit dem Klüngel der PRI aufzuräumen. Kritiker werfen ihm aber vor, das Land weiter zu militarisieren und immer mehr Kompetenzen in seiner Hand zu bündeln.
López Obradors Ehefrau, die
Historikerin Beatriz Gutiérrez Müller, sprang ihrem Mann nach Vargas Llosas Kritik bei. „Ich fürchte sehr, dass der Fanatismus und Dogmatismus, der die Ideologie einiger zu sein scheint, uns wieder einen perfekten Pamphlet-Schreiber beschert“, schrieb sie. Vargas Llosa versteht sich als politischer Schriftsteller und wollte in Peru selbst schon einmal Präsident werden. Als überzeugter Liberaler kritisiert er immer wieder linke Regierungen in Lateinamerika. Vargas Llosa ist seit 1993 spanischer Staatsbürger und lebt in London.